FC Türkiye: Vieles neu an der Landesgrenze

Michel Netzbandt brachte den FC Türkiye mit seinem Doppelpack auf die Siegerstraße. (Archivfoto: Lobeca/Rohlfs)
Michel Netzbandt brachte den FC Türkiye mit seinem Doppelpack auf die Siegerstraße. (Archivfoto: Lobeca/Rohlfs)

Vorfreude beim FC Türkiye: am Freitag eröffnen die Wilhelmsburger die Saison gegen Meister Altona 93. Die Vorbereitung auf das Event läuft, die Vorfreude an der Landesgrenze ist riesig. Die Euphorie aus dem starken Saisonabschluss ist groß und soll in die ersten Spiele mitgenommen werden. Denn eins ist klar: so eine Zitterpartie wie im Mai will sich Türkiye ersparen. Allerdings gibt es neben dem Platz einige neue Leute.

Saison 2023/24

Et hätt noch immer jot jejange würde der Kölner sagen. So muss man die Saison 2023/24 wohl sehen. Dabei ging die eigentlich gut los, nach sechs Spielen stand der FC Türkiye auf Platz elf, hatte gerade bei TuS Dassendorf sensationell gewonnen. Danach ging es allerdings abwärts, an Spieltag 15 und 16 hatten die Wilhelmsburger sogar die Rote Laterne inne – auch, weil viele Stammspieler längerfristig verletzungsbedingt fehlten. „Das war schon übel für uns“, meint dazu Benjamin Hübbe, ein Türkiye-Urgestein und zum Ende der Saison Interimstrainer. Daniel Sager rettete die Misere allerdings nicht den Job, nach 13 Niederlagen in 14 Spielen musste er Anfang Februar den Hut nehmen. Erhan Albayrak übernahm, warf trotz solider Ausbeute (acht Punkte in sieben Spielen) nach nur zwei Monaten hin. Hübbe übernahm die Verantwortung übernehmen, schaffte den Anschluss und mit einem starken Schlussspurt (fünf ungeschlagene Spiele zum Ende) fing man den SV Rugenbergen noch ab. Mit nur 32 Punkten hielt man an der Landesgrenze die Klasse – ein Punktzahl, die zuletzt 2011 zum Klassenerhalt gereicht hätte. „Wir sind froh, dass wir das geschafft haben“, so Hübbe abschließend und spielt seine eigene Rolle beim Schlussspurt herunter: „Ich wollte den Jungs einfach nur Spaß vermitteln und den Glauben an sich selbst zurückgeben. Und die Mannschaft hat das aufgenommen.“ Nur einmal sei er richtig laut geworden: „Vor dem Paloma-Heimspiel hat mir die Erwärmung überhaupt nicht gefallen und das habe ich dann, entgegen meiner Art, entsprechend deutlich kund getan.“ Das Ergebnis sprach für sich: mit dem 6:1 über die Tauben begann die entscheidende Serie.

Vom Kiesbarg an die Landesgrenze: Niklas Golke hat sich Türkiye angeschlossen. (Foto: Lobeca/Schlikis)

Wer kommt? Wer geht?

Sechs Spieler haben Türkiye verlassen. Martin Gyamshie heuert beim TSV Sasel an, Youngster Kaan Cankaya geht zu Eintracht Norderstedt II und Kaan Bilgin heuert beim Hetlinger MTV an. Noch ohne neuen Club sind Yigit Yagmur, Serhat Sarac und Efe Yagmur. Ein Sonderfall ist Tarek Cosgun: eigentlich hatte der Stürmer schon in Wilhelmsburg unterschrieben, den Vertrag aber wieder aufgelöst und bleibt bei Absteiger Düneberger SV.

Den Abgängen stehen zehn Neuzugänge gegenüber. In Defensive holt Türkiye Makan Akpinar (HSV Barmbek-Uhlenhorst), einen jungen Spieler aus der Landesliga. Dazu kehrt Routinier Mustafa Okur (Zonguldakspor) wieder an die Landesgrenze zurück. Im Mittelfeld kommen mit Niklas Golke, Yuliyan Manolski (beide FC Süderelbe) und Alexander Mucunski (Nikola Tesla, zuvor ETSV und Buchholz) drei Spieler mit Oberliga-Erfahrung. Kazusanosuke Ikeda (TBS Pinneberg), Adem Aydin (vereinslos, zuvor Klub Kosova) und Joel Morkeh (Rahlstedter SC) komplettierten das Mittelfeld-Sextett. Für die Abteilung Attacke verpflichtete der FC Türkiye Christian Degener (ASV Hamburg, ehemals Lohbrügge und BU) und Fahamoudini Kalou (Hamm United).

Players to watch

In Wilhelmsburg hat man also kräftig nachgelegt, doch natürlich schauen wieder alle auf das Sturmduo Albin Bektesi und Michel Netzbandt. Trotz langwieriger Schulterverletzung traf Netzbandt im letzten Jahr 17mal in 20 Spielen, ist als Torjäger die Lebensversicherung des FC Türkiye. Sein kongenialer Partner Bektesi wurde ebenfalls durch eine schwere Verletzung ausgebremst, machte so nur sechs Spiele. Spannend wird, wie fit er zurückkehrt.

Ansonsten ist Türkiye breiter aufgestellt als im letzten Jahr, vor allem Christian Degener und Alexander Mucunski dürften dem Team mit ihrer Erfahrung gut tun.

Christian Degener ist zurück in der Oberliga und soll mit seiner Erfahrung helfen. (Archivfoto: Lobeca/Seidel)
Christian Degener ist zurück in der Oberliga und soll mit seiner Erfahrung helfen. (Archivfoto: Lobeca/Seidel)

Trainer und Ziele

Vieles ist neu an der Landesgrenze. Macher Klaus Klock zieht sich in die zweite Reihe zurück, seinen Job als Liga-Manager übernimmt Benjamin Hübbe. „Klocki“ hinterlässt an der Landesgrenze große Fußspuren, hat den Verein über mehr als ein Jahrzehnt geprägt. Ganz weg ist er aber nicht, wie sein Nachfolger verrät: „Gerade in Bezug auf das Eröffnungsspiel können wir immer auf „Klockis“ Rat bauen. Dafür sind wir sehr dankbar.“ Das Traineramt übernahm Anfang Juli Tolga Odabas. Der 34-Jährige ist ein alter Bekannter beim FC Türkiye. Der ehemaliga Oberliga-Verteidiger (176 Spiele in Hamburgs Oberhaus) stammt aus Wilhelmsburg und war insgesamt dreieinhalb Jahre selbst für Türkiye am Ball.

Aber: Odabas ist ohne große Trainererfahrung, ein Umstand, den Hübbe allerdings nicht für relevant hält: „Wir müssen jungen Trainern die Chance geben und Tolga konnte uns fachlich in vielen Gesprächen überzeugen. Und die Vorbereitungsspiele und auch das Training zeigen eine klare Handschrift. Außerdem kennt Tolga den Verein, er kennt Wilhelmsburg als seine Heimat. Da ist er anderen sicherlich im Vorteil.“ Gefragt nach den Zielen für die neue Spielzeit ist Hübbe eindeutig: „So ein Drama wie im letzten Jahr wollen wir nicht wieder erleben. Daher muss unser Ziel sein, dass wir so schnell wie möglich Punkte sammeln, um nicht nach unten schauen zu müssen. Aber wir wissen, dass es schwer wird, die Oberliga hat nochmal an Qualität gewonnen.

Vorbereitung

Odabas hat mit seiner Mannschaft viel experimentiert und spielerisch eine Mannschaft geschaffen, die bei der Konkurrenz durchaus für Aufsehen sorgt. Nicht wenige glauben, dass der FC Türkiye in dieser Saison wenig bis gar nichts mit ganz unten zu tun haben wird. Die Vorbereitungsergebnisse geben darüber allerdings bisher wenig Aufschluss. Aber nach dem Einzug in die zweite Pokalrunde ist man bereit für die Saisoneröffnung am Freitag gegen Altona 93. Und vor allem den schweren Auftakt, denn danach folgen Spiele gegen den HEBC und Niendorf.

Harburger SV 9:0
Nikola Tesla 2:2
Störtebeker SV 7:2
HT16 1:2
HEBC 1:1
Oststeinbeker SV 10:1
HEBC II 5:0
Phönix Lübeck II 3:2
FTSV Altenwerder 8:0 (Pokal)
Altona 93 (2. August/H/Liga-Eröffnung)

Alle Saisonvorschauen 2024/25 im Überblick

USC Paloma
TSV Sasel
ETSV
TuRa Harksheide
HEBC
Buchholz 08
SC Victoria
Eimsbütteler TV
FC Alsterbrüder
SV Halstenbek-Rellingen
TuS Dassendorf
SC Vorwärts-Wacker Billstedt
Niendorfer TSV