Aufstiegsaspirant ETSV ist mit einem Sieg in die neue Spielzeit der Oberliga Hamburg gestartet. Die Eisenbahner gewann heute hier ihr Heimspiel gegen den HEBC mit 2:0 (0:0), hat aber spielerisch noch deutlich Luft nach oben. Beim HEBC haderte man mit dem Fakt, dass die eigenen Unzulänglichkeiten die Gastgeber auf die Siegerstraße brachten.
Schmidt kann sich nur mit Foul behelfen
So geschehen bereits nach nicht mal 120 Sekunden: die Veilchen versuchten hinten heraus zu spielen, doch ein Pass landete in den Füßen von ETSV-Kapitän Monteiro. Schmidt versuchte zu retten, was zu retten ist, konnte Monteiro aber nur per Foul stoppen. Den fälligen Foulelfmeter verwandelte Marco Schultz sicher zum 1:0 (3.).
Aber: der HEBC antwortete schnell. Ein Freistoß vom Malte Wilhelm wurde länger und länger, zwang Schuchardt im Eisenbahner Kasten zu einer unorthodoxen Rettungstat (7.). Hinten aber häuften sich die Fehler, das ETSV-Pressing setzte vor allem die Fünfer-Ecke immer wieder unter Druck. So kam Borck nach so einem Ballverlust zum Abschluss, seinen Volley lenkte Ahmann mit einem Reflex über die Latte. Die folgende Lenz-Ecke nickte Freese dann knapp vorbei (13.)
ETSV verschwenderisch
In der Folge änderte sich am Spielgeschehen wenig, der HEBC war um Struktur bemüht, es fehlte aber der letzte Tick. Mehr als ein Kopfball von Schmidt, der doch gut zwei Meter über den Kasten ging (34.), war nicht drin. Auf der Gegenseite eroberte der ETSV häufig im letzten Drittel den Ball, spielte es aber nicht konsequent genug aus. Schultz (22.), Lenz (25.), Can und Sejdija (beide 42.) brachten den Abschluss nicht mal ansatzweise auf das Tor. Besser machte es Borck, welcher in der Nachspielzeit eine Hertner-Flanke volley nahm und Ahmann zu einer Fußabwehr zwang.
Langeweile nach dem Seitenwechsel
Durchaus schwungvoll begann die zweite Halbzeit, der ETSV wollte die schnelle Entscheidung. Doch während Can Ahmann immerhin zu einer Parade Zwang (51.), jagten Sejdija (52.) und Lenz (53./59.) das Spielgerät vorbei am oder über den Kasten. Im Anschluss nahmen zahlreiche Wechsel auf beiden Seiten den Fluss aus der Partie, das Tempo war raus, auch weil der ETSV sich auf das Notwendigste beschränkte. Erst nach 72 Minuten kam Can wieder zu einem Torschuss, Ahmann packte aber sicher zu.
Petrick und Muto kläglich, Ogara mit der Entscheidung
Nun kam aber nochmal Fahrt rein und der eingewechselte Benjamin Petrick hätte das 2:0 machen müssen. Doch der aus Regionalliga verpflichtete Stürmer verzog vom rechten Fünfereck so stark, dass der Ball zum Einwurf für den HEBC ins Seiten-Aus rollte (76.).
Apropos HEBC: Die Kocadal-Elf tat sich im Spiel nach vorne schwer, es fehlte der letzte Zug. So brachte Wilhelm nach einem Konter über die rechte Seite nicht mal einen Abschluss zu Stande (63.). Und doch hätte Allan Muto, mit Abstand bester Feldspieler der Lila-Weißen, das Spiel ein stückweit auf den Kopf stellen können. Doch nach einem langen Nawaz-Freistoß mit anschließender Ablage von Wrede jagte der Außenverteidiger den Ball über das Tor (78.).
Die Eisenbahner legten nochmal Kohlen nach. Monteiro scheiterte aus der Distanz an Ahmann (79.), Can an der Latte (83.). Dann machte ein erneuter Bock der Gäste aber alles klar. Schott spielte vor dem eigenen Strafraum einen unfassbaren Fehlpass, der umtriebige Schubert-Abubakari bat zum Tänzchen und legte dann für den eingewechselten Calvin Ogara auf, der keine Mühe hatte ins leere Tor einzuschieben (85.). Damit war die Messe gelesen, der ETSV fährt mit dem 2:0 den ersten Dreier der Saison ein. Kurz vor Schluss traf Buttler zum vermeintlichen Abschluss, doch die Fahne war da gefühlte 30 Sekunden gehoben, eher der Pfiff ertönte.
Kocadal frustriert, Huremovic hadert mit Chancenverwertung
„Ich war besonders unzufrieden mit den Situationen, wo wir in Ballbesitz waren. Unerklärlich, wie schlampig, wie kompliziert wir waren. Ich hatte das Gefühl, wenn wir geordnet und der ETSV nicht umschalten konnte, hat das in der Defensive gut ausgesehen“, fasste ein frustrierter HEBC-Coach Özden Kocadal das Spiel zusammen: „Wir haben sehr mutig agiert, haben dann aber früh diese doofe Situation mit dem Elfmeter gehabt. Unter dem Strich steht, dass der ETSV sich mehr Chancen heraus gespielt. Sie waren giftiger und konsequenter, haben verdient gewonnen.“ Die zahlreichen Ausfälle (u.a. waren Grünewald, Oldag, Stech, Diekmann nicht dabei) wollte „Özy“ allerdings nicht als Ausrede gelten lassen.
Auf der Gegenseite haderte ETSV-Manager Jassi Huremovic mit der Chancenverwertung: „Es muss zur Pause höher stehen als 1:0, wir hatten ja genug Chancen. Aber wir waren nicht konsequent genug. Aber unter dem Strich zählen die drei Punkte für uns.“
Für beide Teams geht es bereits am Dienstag im Pokal weiter. Der ETSV muss zu HT16, der HEBC spielt beim SC Sperber. In der Liga sind die Mannschaften am kommenden Sonntag gefordert. Eise muss nach Niendorf, die Veilchen empfangen Türkiye.