ETV: Niederlagen nerven, aber „wir verspüren keinen Druck aus dem Verein“

Can Schultz gibt die Richtung beim ETV vor. (Foto: Lobeca/Seidel)
Can Schultz gibt die Richtung beim ETV vor. (Foto: Lobeca/Seidel)

Im Sommer kehrte der Eimsbütteler TV nach einem Jahr „Abenteuer Regionalliga“ in die Oberliga zurück. Und wie das nach Abstiegen häufig ist, ändert sich das Gesicht eines Absteigers. Beim ETV hieß das: ein neuer, junger Trainer und insgesamt 17 neue Spieler kamen und mussten integriert werden. Entsprechend gedämpft waren die Erwartungen am „Loki“, doch nach 21 Spielen steht Eimsbüttel in der Spitzengruppe. Wir sprachen mit Trainer Can Schultz über den Verlauf der Spielzeit, das Standing im Verein und sein erstes halbes Jahr als Cheftrainer in der Oberliga.

Positive Bilanz mit einem Aber

21 Spiele hat der ETV absolviert – mit 49 Zählern liegt man auf Platz drei und kämpft aktuell mit TuS Dassendorf um Platz zwei. Der Meisterschaftszug scheint aktuell abgefahren zu sein. Zwei Niederlagen zum Jahresauftakt ist der Rückstand auf Spitzenreiter Altona 93 auf zehn Zähler (bei einem weniger absolvierten Spiel) angewachsen. „Die beiden Niederlagen nerven mich“, gesteht Schultz, differenziert aber bei der Art und Weise: „In Dassendorf (1:3, Anm. d. Red.) haben wir einfach nicht gut gespielt. Wir waren zu brav und nicht griffig. Gegen Halstenbek war das ganz anders. Wir haben gefühlt 19 Torchancen, machen die Dinger und der Gegner trifft mit seinem einzigen Schuss.“ Aber so sei das nun mal im Fußball.

Insgesamt zieht Schultz eine positive Bilanz: „So Niederlagen gehören zum Lernprozess dazu. Wir haben eine sehr junge Mannschaft, eine sehr hungrige Mannschaft. Und sie findet meistens die Lösungen, welche helfen ein Spiel zu gewinnen.“ Die Betonung liegt beim Trainer, selbst erst 29 Jahre alt, klar auf der Entwicklung seiner Mannschaft und die stimmt ihn positiv. Vor allem, weil alle im Kader mitziehen: „Die Jungs machen, sind lernbegierig und wollen etwas erreichen.“ Gerade den gestandenen Akteuren, die teils älter als der Coach sind, rechnet er es hoch an: „Allüren, wie man sie immer wieder mitbekommt, gibt es bei keinem der Spieler.“

Der Eimsbütteler TV hatte in dieser Saison durchaus einiges zu feiern. (Foto: Lobeca/Rohlfs)

Kein Hexenwerk

Auch für sich persönlich zieht Can Schultz nach gut acht Monaten Oberliga ein positives Fazit. Der junge Trainer, welcher zuvor die U17 des ETV trainierte, sieht viele Parallelen zwischen Jugend und Oberliga: „Die Inhalte sind ja gleich, gerade weil wir als Verein ja die Prämisse haben, junge Spieler auszubilden. Von daher unterscheidet sich das nur wenig.“ Die Intensität sei höher, die Geschwindigkeit, mit der Entscheidungen gefällt werden sind eine andere und auch das Alter der Spieler macht es „anders“: „In der Jugend sind die meisten Spieler noch in der Schule oder gerade in der Ausbildung. Jetzt hast du alle Facetten dabei, vom Schüler bis zum Familienvater mit intensivem Job. Das ist der wohl größte Unterschied, den man bedenken muss. Aber die Spieler machen es mir einfach.“

Unterstützung aus dem Verein und kein Druck

Auch aus dem Verein bekommt Schultz die maximale Unterstützung. „Oberste Prämisse ist es für alle, dass wir Spieler entwickeln, die vielleicht den Sprung höher schaffen“, berichtet er, so wie es Piet Scobel im Winter mit seinem Wechsel zum 1.FC Nürnberg schaffte: „Das zeichnet den Verein aus.“ Überhaupt der Verein: Schultz ist voll des Lobes und erfreut sich großen Vertrauens: „Wir verspüren keinen Druck. Auch nach den zwei Niederlagen fällt kein böses Wort. Jeder weiß, welche Entwicklung wir durchmachen.“ Ein Unterschied zur Konkurrenz, bei welcher der Druck teils deutlich größer sei: „Wenn du dir bestimmte Ziele setzt, entsprechend investierst, dann musst du viel eher liefern.

Dennoch sind die Ziele für den ETV ambitioniert: man will oben dran bleiben, unter den besten Drei die Saison abschließen. Und wenn Altona patzt, will man da sein: „Auch wenn die Chance natürlich gering ist. Altona ist als Team sehr gefestigt.“ Vorschnell gratulieren möchte man aus Eimsbüttel aber nicht. Freitag geht es gegen den ETSV – da möchte der ETV wieder in die Erfolgsspur zurückkehren.