Man darf es mit Recht sagen: im fünften Jahr der Liga-Zugehörigkeit hat sich der TuS Osdorf fest in der Oberliga Hamburg etabliert. Böse Zungen würden behaupten, dass die Elf vom Blomkamp das personifizierte Mittelmaß ist. Und rein statistisch (acht Siege, neun Remis, acht Niederlagen bis zum Saisonabbruch) mag das sogar stimmen. Doch viel mehr stand Osdorf für Spektakel: satte 109 Tore fielen in Partien mit TuS-Beteiligung. Und die sind schon fast salomonisch aufgeteilt – 56:53 hießt das Torverhältnis. Die Entwicklung stimmt, was vor allem Trainer Philipp Obloch freuen dürfte – schließlich war der Anfang nicht unbedingt leicht.
Rückhalt vom Verein
Rückblende: eigentlich sollte Obloch ab Sommer 2019 gleichberechtigt neben dem langjährigen Erfolgstrainer Peter Wiehle agieren. Doch schon vor Saisonstand wurden die beiden entzweit. Offiziell wegen „kommunikativer Differenzen“ wie es damals von den TuS-Verantwortlichen hieß, welche daraufhin Obloch zum Chef machten. Man erhoffte sich davon vor allem eine Weiterentwicklung in der Mannschaft. Viel Kritik gab es dennoch. Doch ein Auftaktsieg bei Teutonia sowie ein Remis gegen Barmbek ließen die Kritiker schnell verstummen. Zwar folgten dann weitere sieben Spiele ohne Sieg, der positiven Grundstimmung beim TuS tat dies aber keinen Abbruch. Zumal die Verantwortlichen hintere Obloch standen, der sich der Schwierigkeiten zu Beginn durchaus bewusst ist: „Bei meinen vorherigen Stationen kam ich immer so ein wenig in der Krise zum Zug. Das macht Veränderungen für alle einfacher. Das war hier nicht der Fall. Aber Vorstand und vor allem Cemil Yavas haben immer hinter uns gestanden. Dazu kommt der gute Auftakt in die Saison, das hat uns dann die Sieglos-Serie überstehen lassen.“
Respekt verdient
Am Ende war es wie im Vorjahr Rang acht – ein Ergebnis mit dem man am Blomkamp in einem Übergangsjahr gut leben kann. Auch im Pokal machte der TuS eine gute Figur, unterlag im Achtelfinale nur knapp Altona 93 mit 2:3. Den Respekt der Gegner hat man sich damit erarbeitet. Der eine oder andere Konkurrent hat Osdorf für die kommende Saison auf dem Schirm. Vielleicht nicht für ganz oben, aber zumindest für Platz vier bis sechs. „Das Lob ist natürlich toll“, freut sich Obloch über die Einschätzungen der Konkurrenz. Doch dem 41-Jährigen ist bewusst, dass seine erste Saison an der Osdorfer Linie nur der Anfang sein kann. Ein Ziel hat man aus Oblochs Sicht aber in jedem Fall erreicht: „Wir wollen Fußball spielen, wir wollen Entertainment! Und das ist uns zumeist gut gelungen.“
Fester Stamm und fünf Neue
Froh ist der Coach über die Zusammenstellung des Kaders. Das Gros der Leistungsträger um Kapitän Bennet Krause bleibt zusammen. Zuletzt hat der Verbleib von Jeremy Wachter nochmal einen Push gegeben. Der personifizierte Torgarant (100 Tore in 118 Oberliga-Partien) hat den Wechsel zu Altona 93 platzen lassen. Dazu wurde der Kader punktuell verstärkt. Fünf Neue stehen bisher auf der Zugangsliste – allerdings mit wenig Oberliga-Erfahrung. Marco Rohde (HFC Falke) und Kyung-ho Song (FC Süderelbe) haben immerhin welche. Christopher Grünewald (FC St. Pauli U19) und Niklas Kneller (Eimsbütteler TV U19) sind dafür eher aus der Abteilung Jugend forscht. Baran Gökalp (Inter Eidelstedt) hat zwar ein paar Oberliga-Spiele aus seiner Luruper Zeit in der Vita stehen, doch einen Namen hat er sich zuletzt in unteren Klassen gemacht. Ohne die Tore des 25-Jährigen wäre Inter wohl kaum der Durchmarsch von der Kreis- in die Landesliga gelungen. Obloch ist mit dem Kader zufrieden: „Ich finde, wir haben ein ganz spannendes Team. Die Jungen haben Talent und können noch einmal zusätzliche Kräfte bei den Anderen freisetzen.“
Selbstbewusst in die neue Saison
Der Trainer kennt nun sein Team und die Konkurrenz ist voll des Lobes – wohin führt also der Weg des TuS Osdorf? Wenn es nach Philipp Obloch geht, dann führt dieser nach oben. Selbstbewusst meint er: „Man möchte sich immer verbessern. Wir wollen gerne die Teams von oben ärgern und wir können definitiv noch besser und konstanter Fußball spielen. Wofür es dann letztlich reicht hängt aber auch von vielen äußeren Faktoren ab….“ Und in der abgelaufenen Saison hat Osdorf bewiesen, dass alle Teams schlagbar sind.
Entspannter Umgang mit Corona
Nun ist Obloch aber erst einmal froh, dass es in der kommenden Woche auch in Osdorf endlich losgeht: „Die Pause war schon sehr lang. Aber das haben wir am Ende auch bewusst so gewählt um keine Kaugummi-Vorbereitung entstehen zu lassen.“ Den Corona-bedingten Einschränkungen steht der Sportwissenschaftler gelassen gegenüber: „Für die erste Phase der Vorbereitung ist das vielleicht gar nicht schlecht. Man kann so sehr intensiv in der Gruppe trainieren und mit Spielformen den Rhythmus nach der langen Pause finden.“ Dennoch freut sich Obloch auf den Tag, wenn es wieder richtig losgehen kann – mit vollem Mannschaftstraining, Testspielen und der Meisterschaft. Dann gibt es auch Entertainment am Blomkamp.