Die erste Hälfte der Oberliga-Vorrunde in Hamburg steht in den Büchern. Zeit für uns, ein erstes Fazit zu ziehen. Für die Gruppe 1 gilt: die Liga hat sich dreigeteilt. Ein Team ist meilenweit enteilt, vier weitere kämpfen „nur“ um eine gute Platzierung und möglichst viele Punkte für die Meisterrunde. Und der Rest der Liga steckt knöcheltief im Abstiegskampf.
„Dasse“ kann einem Angst machen
Neun Spiele, neun Siege, 31 geschossene Tore: TuS Dassendorf marschiert durch die Oberliga. Und es scheint niemand in Sicht, der den Abomeister stoppen kann. Das allein ist schon eine sportliche Hausnummer. Was der Konkurrenz aber Angst machen sollte, ist die Tatsache, dass die Elf von Jean-Pierre Richter nur selten über 90 Minuten ihre volle Leistungsfähigkeit abrief. Meistens reichte eine gute Halbzeit oder weniger. Natürlich hat Dassendorf eine unbestritten hohe individuelle Klasse. Doch die Tatsache, dass „Dasse“ gefühlt mit halber Kraft die Partien gewinnt, sollte den Mitkonkurrenten zu denken geben.
Sasel kommt mit Macht
Der TSV Sasel ist wohl die einzige Mannschaft, die Dassendorf halbwegs gefährlich werden kann. Das liegt nicht nur an der knappen 1:2-Niederlage im direkten Duell. Dabei war sich Trainer Danny Zankl zu Saisonbeginn nicht so sicher, wohin die Reise genau geht. Zumal dann der Pokalauftakt bei Victoria und der Ligaaufakt gegen Concordia in die Hose gingen. Doch danach hat sich die Mannschaft gefangen und wusste vor allem mit starken Offensivleistungen zu überzeugen. Spektakel ist fast garantiert, wenn Sasel auf dem Platz steht.
Paloma überzeugt mit starker Defensive
Dass der USC Paloma oben mitmischen würde, war der Konkurrenz bewusst. Die harte Nuss für alle Teams war dabei allerdings nicht zu erwarten. Die Tauben überzeugen dabei vor allem mit einer überragenden Defensive. Lücken sind im Verbund schwer zu finden und selbst offensivstarke Teams wie Sasel oder „Cordi“ tun sich schwer. Trainer Marius Nitsch hat Matchpläne entwickelt, welche die Stärken seiner Mannschaft hervorheben. Für den ganz großen Wurf wird es nicht reichen, dafür sind die Schwächen im Spielaufbau (noch) zu groß. Ein Einbruch ist bei den Palomaten aber nicht zu erwarten.
Aufstiegswunsch wird zur Wundertüte
Platz vier nach neun Spielen, zwei Punkte hinter dem zweiten Rang: was bei vielen Teams wohl Freude auslösen würde, dürfte beim WTS V Concordia nur bedingt Jubelstürme auslösen. Ohne Frage verfügt „Cordi“ über eine hohe individuelle Qualität, doch die PS bringt die Mannschaft von Frank Pieper-von Valtier nur selten auf den Rasen. Nur ein Sieg in den letzten sechs Pflichtspielen sprechen eine deutliche Sprache und könne nicht der Anspruch sein. Das Hauptproblem: zu selten agiert „Cordi“ als Mannschaft, zu häufig als Ansammlung von Individualisten. Hinzu kommen unerklärliche Fehler und Blackouts, die zu Gegentoren oder Platzverweisen führen. Die Meisterrunde wird Concordia spielend erreichen – wenn es aber zu mehr oder gar dem Aufstieg reichen soll, muss man sich am Riemen reißen.
Curslack mit ansteigender Form
Vor der Saison galt der SV Curslack-Neuengamme für viele als ein Mitfavorit auf die Top drei. Davon wollte Trainer Christian Woike nichts wissen und bekam zu Beginn die Bestätigung. Der SVCN kam gerade am heimischem Gramkowweg nur schwer in die Saison. Doch seit dem Derby in Lohbrügge steigt die Form nach oben. Drei der letzten vier Spiele wurden gewonnen, dazu ein unglückliches Remis bei „Cordi“. So ist man wieder in Tuchfühlung zu Platz zwei. Es ist allerdings Obacht angesagt: mit Blick auf die Meisterrunde sollte der SVCN auch mal einen der vier Mitkonkurrenten schlagen.
BU da, wo sie sein wollen
Leise Töne kamen vor der Saison von der Dieselstraße. Der HSV Barmbek-Uhlenhorst wusste schon vor der Saison, dass es nicht mehr um die Krone geht, sondern um das Überleben in der Oberliga. Und Trainer Jan Haimerl war mit seiner Prognose bestätigt Trotz eines 4:1 in Meiendorf fand sich BU zwischenzeitlich auf dem letzten Platz wieder. Doch ein Überraschungserfolg bei „Cordi“ und ein deutlicher Sieg gegen den Mitkonkurrenten aus Hamm sorgten dafür, dass die Blau-Gelben etwas entspannter auf die Tabelle schauen können. Klar ist aber auch: gegen Teams aus der oberen Hälfte, geht nur etwas, wenn alles passt. Dafür sollte man gegen die direkte Konkurrenz schwache Auftritte wie gegen Bramfeld tunlichst vermeiden.
Wundertüte Lohbrügge
Ist der VfL Lohbrügge eine der Enttäuschungen der Saison? Immerhin hatten viele Konkurrenten die „Wild Boyz“ als Kandidaten für Platz auf dem Zettel. Nach neun Spielen steckt der VfL aber knietief im Abstiegskampf. Wobei viele Faktoren zusammenkommen: viele Verletzte, teilweise fehlendes Spielglück, aber vielleicht auch nicht die ganz hohe Qualität haben Lohbrügge in einen negativen Lauf gerissen. Immerhin: sechs Punkte konnte man gegen die direkte Konkurrenz sammeln, was am Ende goldwert sein kann. Klar ist aber auch: es müssen mehr Punkte, um nicht doch bis zum letzten Spieltag zittern zu müssen.
Begrenzt oberligatauglich
Trainer Sidnei Marshall hatte vor der Saison gesagt, dass die Saison für Hamm United eine Herausforderung wird, die Gruppenkonstellation würde seiner Mannschaft entgegen kommen. Doch nach neun Spielen muss man konstatieren: die Herausforderung für den HUFC ist zu groß. War zu Saisonbeginn auch ein wenig Pech dabei, so geht der Trend klar nach unten. Zuletzt drei Spiele ohne Tor sprechen nun mal eine deutliche Sprache. Und der Trainer stellte nach der Klatsche in Barmbek die Oberligatauglichkeit in Frage. Es wird also Zeit, dass die Mannschaft die Kurve bekommt. Die sechs Punkte gegen die direkten Konkurrenten sind zwar gut, aber vielleicht zu wenig.
Berappelt sich der Chaos-Club?
Unangenehm zu spielen wollte der Meiendorfer SV vor dem Start sein. Und die Neuzugänge machten neugierig, ob an der B75 ruhigere und bessere Zeiten begannen. Nach neun Spielen ist davon nicht mehr viel geblieben. Das Chaos ist zurück, Trainer Gökhan Acar hat zwischenzeitlich hingeworfen. Und auf dem Feld sind die Probleme weiter die Gleichen wie im Vorjahr: Hinten ist man offen wie ein Scheunentor, vorne macht man zu wenig. Immerhin: der Negativtrend wurde unter dem neuen Coach Hakan Yavuz zwar erstmal gestoppt, zumal der Sieg gegen die direkte Konkurrenz doppelt wertvoll ist. Doch die Zweifel sind groß, dass es eine Trendwende sein wird.
Völlig unnötig mit der Roten Laterne
Eine eingespielte Mannschaft, gute punktuelle Verstärkungen: für den Bramfelder SV war alles bereitet, um eine ordentliche Saison zu spielen. Man war sich bewusst, dass es gegen den Abstieg ging. Und doch: dass der BSV auf dem letzten Platz steht ist so bitter wie unnötig. Und ja, es gibt Faktoren, die kann man nicht beeinflussen. Das wären die Corona-Quarantäne zu Saisonbeginn, das ist der Auftakthammer mit Spielen gegen „Cordi“, „Dasse“ und „Sasel“. Und doch: gerade in den Spielen gegen die direkte Konkurrenz passte es zu oft nicht in Bramfeld. Die Last-Minute-Niederlage gegen Hammwar unnötig und die Leistung in Meiendorf so schlecht, dass sich Trainer Carsten Henning nicht vor seine Mannschaft stellen mochte. Die Warnschüsse sind da. „Gute“ Leistungen gegen die Teams von Oben werden nicht reichen, wenn man gegen die Konkurrenz keine Punkte holt.