Mit 27 Jahren ist Timucin „Timu“ Gürsan aktuell der jüngste Trainer in der Oberliga Hamburg. Er sitzt seit sechs Monaten auf der Bank des FC Süderelbe auf dem Chefsessel, doch wo er sitzt scheint ihm auch ein wenig egal. Für ihn zählt das Team und er nimmt sich gerne zurück. Allerdings besticht er zwischendurch immer wieder mit „Lautsprecher“-Äußerungen, die inhaltlich absolut aussagkräftig sind und seien Zuhörer doch zum Schmunzeln verleiten. Wir trafen ihn zum Interview.
OBERLIGA.info: Hallo Timu, du bist jetzt sechs Monate Cheftrainer in der Oberliga. Was hat sich für dich in der Zeit geändert und wie überrascht warst du von der Berufung?
Timucin Gürsan: Der Verantwortungsbereich, denn es nicht mehr so, dass du nur von Montag bis Sonntag deine Einheiten gibst und ein Spiel leitest oder begleitest, dich mit Videos beschäftigst, sondern du dich nun mit ganzen Umfeld, dem Orga-Team und alles was dazu gehört, beschäftigst. Du bist verantwortlich für den Kader. Das Interesse um die Person hat sich verändert. Das gefällt mir gar nicht so gut, weil ich mich nicht so gerne in den Mittelpunkt stelle und eher die Mannschaft dort sehe. Sie sollen die Schlagzeilen machen, natürlich nur die Positiven. Ich war schon überrascht und es ehrt mich natürlich, dass man in mir das Potenzial sieht, dass ich eine Oberliga-Mannschaft leite.
OBERLIGA.info: Ihr seid mit einem Unentschieden und einem Sieg in die Saison gestartet. Wie zufrieden bist du damit und was ist eure Stärke?
Timucin Gürsan: Die Momentaufnahme ist positiv. Wir haben aber auch gesehen, wo wir uns stabilisieren müssen.
OBERLIGA.info: Gerade gegen Rugenbergen war es eine heiße Schlussphase mit zwei Elfmetern, zwei Platzverweisen und einem Siegtreffer in der Nachspielzeit. Was war mit einem Satz am Ende das ausschlaggebende für die drei Punkte?
Timucin Gürsan: Es war die Mentalität, denn es war ein Sieg des Willens.
OBERLIGA.info: Du bist ein Typ, der für den einen oder anderen lockeren Spruch stehst. Bist du privat auch so und sagst das was du denkst?
Timucin Gürsan: Das ist richtig und darum schätzt mein Umfeld mich wohl. Es gibt aber auch Menschen, die damit nicht so gut zurechtkommen, aber wenn man mich dann kennengelernt hat, weiß man, wie man mich einordnen kann. Man merkt dann sehr schnell, dass ich ein wertschätzender Typ bin.
OBERLIGA.info: Du fährst Fahrrad, kochst gerne und hattest eine ganz spannende erste Trainerstation. Wo war das genau und was war das Besondere an diesem „Job“?
Timucin Gürsan: Ich wollte nach meinem mäßigen Abitur studieren, durfte das aber nicht und habe in meinem Freiwilligen Sozialen Jahr mit Menschen mit Assistenzbedarf gearbeitet. Bei meiner Einstellung kam zur Sprache, dass ich Fußballer bin und da wurde ich gefragt, ob ich die Mannschaft der Einrichtung trainieren möchte. Da sind wir auf Turniere gefahren und waren ganz erfolgreich und haben uns für die Deutsche Meisterschaft qualifiziert, wo auch viele andere Sportarten vertreten waren. Dort haben wir den vierten Platz gemacht und die Arbeit mit Menschen hat mir extrem viel Spaß gemacht, denn das Erarbeiten von Möglichkeiten und auch mit Misserfolgen umzugehen. Daraufhin habe eine Jugendmannschaft übernommen und von dort ging es irgendwann zu den Herren.
OBERLIGA.info: Was kochst du am liebsten und für wen und wie viele Kilometer reißt du so in der Woche auf dem Drahtesel ab?
Timucin Gürsan: Ich benutze es zu beruflichen Zwecken und für die Fahrt zum Training, halte mich als fit damit. Ich bin ein großer Fan von Fisch, Meeresfrüchte grillen und am liebsten habe ich es, wenn mich Freunde besuchen und wir draußen sitzen, miteinander lacht und sich unterhält.
OBERLIGA.info: Du bist ein offener Mensch. Was magst du gar nicht und was findest du richtig gut?
Timucin Gürsan: Ballverluste im Aufbauspiel, Rosenkohl und Marzipan (lacht). Ich fange man mit dem Positiven an. Ralf Rangnick hat einmal gesagt „Mentalität schlägt alles“ und da gehe ich konform mit und finde es klasse, wenn Spieler immer einen Schritt weitergehen. Wir Trainer sind nicht die, die sie zu Profis machen, sondern das sind sie ja selbst oder sie in der Startelf stehen. Die Spieler tun etwas für sich selbst. Es ist die kleine Stimme im Kopf, die immer wieder fragt, „reicht mir das jetzt“ und je stärker diese Stimme ausgeprägt ist, desto besser finde ich das. Ich bin dafür kein Fan von einer Rosinenpickermentalität, wenn man sich das Beste raussucht, um am besten auszusehen, auch wenn es mal nicht so gut läuft.
OBERLIGA.info: Zurück zum Fußball: Ihr müsst nach Meiendorf. Was ist drin?
Timucin Gürsan: Es ist eine Rasenmannschaft und Meiendorf hat gegen Dassendorf gut performed. Im Sommer hat man sich dort gut verstärkt, doch wir schauen auf uns und wir wollen unser Spiel durchziehen und alles geben.
OBERLIGA.info: Danke für das Interview und viel Erfolg für die Zukunft.