Platz vier wollte der SC Victoria vor der Saison bestätigen. Doch davon ist der Traditionsverein aktuell meilenweit entfernt, hinkt den eigenen Ansprüchen hinterher und kann die Saison im Grunde abschreiben. Nach oben wird nicht mehr viel gehen, nach unten im Normalfall auch nicht. In diese Gemengenlage hinein gab es im November einen Trainerwechsel. Sören Titze trat zurück, es übernahm Joshua Krause, zuvor Trainer der U23 an der Hoheluft. Mit ihm sprachen wir über seine ersten Wochen und Monate und wagen einen Ausblick in die Zukunft.
Jüngster Trainer der Liga
Seit November ist Joshua Krause im Amt, ist nun der jüngste Trainer in der Oberliga Hamburg. Er wurde aus „Vickys“ U23 auf den Chefsessel in der Oberliga befördert. Kein einfacher Schritt sei dies gewesen, wie der 27-Jährige, der gemeinsam mit seinem Co-Trainer Philip Dehnbostel den Weg in Hamburgs Eliteklasse gegangenist, betont: „Wir haben seit meinem Antritt in der U23 etwas aufgebaut, die Mannschaft umgekrempelt. Es ist unser Baby. Und natürlich überlegst du dann mal, ob das zu diesem Zeitpunkt der richtige Schritt ist. Aber wir haben uns für die sportliche Herausforderung entschieden.“
Er übernahm eine Mannschaft, in der viele erfahrene Recken das Zepter führen. Nicht immer ist das unproblematisch, doch Krause sieht sich voll akzeptiert: „Ich glaube, bei der Mannschaft spielt mein Alter keine Rolle. Das sieht man auch an der Trainingsbeteiligung. Wir haben immer 23,24 Spieler im Training und alle, vom jungen Wilden bis zum Erfahrenen, ziehen mit.“ Und fügt hinzu: „Wenn das Alter eine Rolle spielt, dann für mich.“
Tabellensituation „kein Vorteil“
Krause übernahm eine Mannschaft, die an guten Tagen jeden schlagen kann, aber an schlechten auch gegen jeden verlieren kann. Die Saison ist gelaufen, nach oben wird nichts mehr gehen und dass der SC Victoria noch nach unten rein rutscht, ist, angesichts der hohen individuellen Qualität, unwahrscheinlich. Ist es da einfacher in dieser Situation das Amt zu übernehmen? Joshua Krause widerspricht: „Es ist definitiv kein Vorteil. Wenn wir oben dran sind, dann kann man die Mannschaft noch etwas mehr kitzeln.“
So viele Punkte wie möglich
Die Ziele für die restliche Saison sind klar. „Wir wollen so viele Punkte wie möglich holen“, so Krause. Dass man den Jahresauftakt mit zwei Niederlagen gegen den ETV (0:2) und Concordia (3:5) in den Sand gesetzt hat, sieht der „Vicky“-Coach nicht so dramatisch: „Wir haben nicht gut gespielt, aber du kannst gegen beide Gegner verlieren. Der ETV unc „Cordi“ haben eine hohe Qualität. Allerdings dürfen wir uns in der Defensive solche Fehler wie zuletzt gegen „Cordi“ nicht erlauben. Dann wird es auch gegen alle anderen Gegner schwer.“ Jetzt geht es nach Tornesch und Rugenbergen – zwei Spiele, welche der SCV unbedingt gewinnen will.
Vier neue sollen helfen
Dass die erhofften sechs Punkte eingefahren werden und der SCV eine kleine Serie starten kann, dabei sollen auch vier neue Spieler helfen. Im Winter kamn im Mittelfeld Johannes Stender (zuletzt Hamm United), Marlon Glass (ETV U19) sowie im Angriff der erfahrene Isaac Akyere (Oststeinbek). Dazu wurde Emin Brobbey aus der U23 in den Liga-Kader hochgezogen. Es ist eine Mischung aus jungen und erfahrenen Spielern. Ein Fingerzeig für die Zukunft?
Neue Wege im Sommer?
Möglicherweise, denn Joshua Krause will neue Wege gehen. „In den letzten Jahren sind immer viele erfahrene Spieler für den kurzfristigen Erfolg geholt worden. Der Nachwuchs bzw. die U23 wurde dabei vernachlässigt“, meint der 27-Jährige: „Das wollen wir anders machen.“ Dazu erzählt er eine Anekdote aus der Hinrunde: „Die Liga hatte nur elf Mann einsatzbereit und die U23 hatte spielfrei. Doch eingesetzt wurde keiner, stattdessen hat man drei Alte Herren für die Partie aktiviert. Da hat man sich schon gefragt, was das soll.“ Das will Krause nun besser machen, die Oberliga enger mit der U23 verzahnen. Das Ziel: den eigenen jungen Spielern eine Perspektive bieten, ohne das Landesliga-Team zu sehr zu schwächen. Dazu parallel eine Mannschaft entwickeln, welche dauerhaft um die Topplatzierungen mitspielen kann.
Daher sind Krause und Liga-Manager Nico Sorgenfrey schon in der vollen Planung für 2023/24. Details werden nicht verraten, nur soviel: „Aktuell nimmt die Arbeit neben dem Platz dreiviertel meiner Zeit in Anspruch.“ Zeit, die Krause investiert, um den SC Victoria wieder in die Erfolgsspur zurückzuführen.