Eigentlich ist es schon seit Wochen klar: der Hamburg-Eimsbütteler Ballspiel-Club wird auch in der Saison 2023/24 in der Oberliga auf den Platz gehen. Und seit dem Wochenende ist es offiziell: die Veilchen können nicht mehr absteigen. Wenn alles „schief geht“, wird es am Ende Platz 14. Realistischer ist aber Platz zehn oder elf. Der frühzeitige Klassenerhalt ist souverän – und nach den Vorzeichen im letzten Sommer für alle Beteiligten unerwartet.
Kader brauchte Zeit
Denn im letzten Sommer hatte Trainer Özden Kocadal gewarnt. Der ungeplante Umbruch im letzten Sommer, bei dem nicht viele, dafür aber sehr wichtige Spieler gingen, so dass sich der Trainer um Zeit gebeten hatte. Und diese Zeit brauchte der HEBC auch – den ersten Sieg der Saison gab es erst Mitte September am neunten Spieltag. Dazu hatte Corona dafür gesorgt, dass Training schwierig war und man sich früh Nachholspiele einhandelte. Bilanz nach neun Spielen: Ein Sieg, zwei Remis, sechs Niederlagen, Tabellenplatz 18. Aber bis zur Winterpause spielte sich der HEBC schon mal raus. Mit 22 Punkten nach 22 Spielen war man auf jeden Fall bei der Musik.
Überragendes Jahr 2023
Dass dann 2023 absolut überragend werden würde, konnte aber niemand am Reinmüller ahnen. Seit der Winterpause verlor der HEBC nur zwei von zwölf Spielen, knöpfte dabei unter anderem den Nachbarn ETV und Victoria sowie Meister Dassendorf Punkt ab. So zeichnete sich der Klassenerhalt seit Wochen ab und ist seit dem letzten Wochenende offiziell. „Ich hätte im Sommer nicht erwartet, dass wir am Ende doch so souverän durchmarschieren“, ist Trainer Kocadal sehr zufrieden mit der Leistung seiner Mannschaft. „Ab der Winterpause lief es für uns ja nahezu ungefährdet.“ Auch im Pokal lief es für die Veilchen gut – so schlug man unter anderem Eintracht Norderstedt sensationell und erreichte das Viertelfinale.
Kern: eine starke Defensive und hohe Flexibilität
Doch was macht den HEBC so stark? Da ist vor allem die Defensive, angefangen bei den Torleuten Patrick Meins und Nils Ahmann ist der Kern der Mannschaft. Mit 51 Gegentoren stellen die Lila-Weißen aktuell die siebtbeste Abwehr der Liga. Dass man im Winter mit Routinier Jorma Eggers und ex ETV-Youngster Kevin Houndjame in diesem Teil noch Verstärkung bekam, ist dabei sicherlich kein Nachteil gewesen. Dazu beweist das Team eine hohe Flexibilität und eine enorme Tiefe – nicht selten sorgen die Einwechselspieler für den entscheidenden Impuls. Und mittlerweile kann der HEBC auch das Spiel machen, so Partien gegen tiefstehende Gegner für sich entscheiden.
Nicht immer ist die Durchschlagskraft da
Wenn man einen Schwachpunkt bei der Elf von Özden Kocadal sucht, dann ist es die Abteilung Attacke. 51 erzielte Tore sind sehr wenig, selbst Schlusslicht Curslack hat mehr Treffer erzielt. Bezeichnend ist dabei, dass mit Erciyes Palo ein nomineller Defensivspieler bester Torschütze des HEBC ist. Ein ums andere Mal war es die schwache Chancenverwertung, die noch bessere Ergebnisse verhinderte. So bleibt zumindest in einem Mannschaftsteil mehr Arbeit für Kocadal und seinen Co-Trainer Jan Geist.
Fairplay-Gedanke im Vordergrund
Mit Blick auf die verbleibenden Spiele will der HEBC vor allem die Saison ordentlich zu Ende spielen. Gegen Osdorf geht es für beide Teams um nichts mehr, doch am letzten Spieltag muss die Elf von Kocadal zu Hamm United. Und für die geht es ja noch um was – aber kein Grund für den Trainer etwa abzuschenken: „Wir wollen auch gegen Hamm alles reinwerfen. Ich weiß aber aus eigener Erfahrung, wie schwer es ist, sich gerade am letzten Spieltag zu motivieren, wenn es um nichts mehr geht. Aber wir werden alles dafür tun, auch in Hamm zu gewinnen – für uns, für das Fairplay.“
Dazu kommt: man hat durchaus die Chance, den SC Victoria in der Tabelle einzuholen und sich erstmals vor dem großen Nachbarn zu platzieren. Auch wenn das am Reinmüller keiner laut aussprechen oder als Ziel formulieren würde – gefallen würde es dem HEBC und seinen Fans schon.