Goldene Händchen, leidenschaftliche und leidenschaftslose Teams – fünf von zwölf mit gleicher Punktzahl

Viel los bei Hertha Zehlendorf gegen Sparta Lichtenberg. Foto: Kerstin Kellner

Sparta kam, war am Boden und stand wieder auf, jubelte am Ende des 12. Spieltags in der NOFV-Oberliga Nord. Der Aufsteiger lag im zweiten Top-Spiel des Wochenendes bei Spitzenreiter F.C. Hertha 03 Zehlendorf 0:2 zurück und hatte in der Nachspielzeit das Glück des Tüchtigen. Ebenfalls gut Lachen hatte der SV Lichtenberg 47, der bereits am Freitag mit 2:1 gegen Tennis Borussia Berlin gewann und nun nur noch zwei Punkte Rückstand auf den Tabellenführer hat.

47 gewinnt, TeBe dennoch zufrieden

Begin der zwölften Runde um die Berliner Spitzenteams war am vergangenen Freitag am “Hans Zoscke“, wo die 47er auf TeBe trafen. Vor der Rekordkulisse von 1.053 Zuschauer gab es erst nach dem Seitenwechsel für sie die Tore zu sehen. John Gruber (61.) und Sebastian Reiniger (76.) brachten die Hausherren in Front. Die Gäste waren da schon in Unterzahl, weil Konstantinos Grigoriadis (40.) glatt Rot sah. Trotzdem kamen sie noch einmal heran, doch das 1:2 kam vermutlich von Marlon Kobaric in der 93. Minute zu spät.

Benjamin Borth, Sportlicher Leiter bei TeBe, sagte danach zu OBERLIGA.info: „Wir sind trotz der Niederlage zufrieden mit der Leistung der Mannschaft, insbesondere aufgrund der 50-minütigen Unterzahl. Wäre die Rote Karte nicht gewesen, hätten wir gewonnen. Sehr positiv bei uns ist vor allem die aktuelle Entwicklung im gesamten Verein. Zum Spiel am Freitag muss man dazu die Schiedsrichterleistung bewerten, die war sehr lobenswert.“

Erster Heimfahrt mit drei Punkten – Pommerenke kritisiert Mannschaft

BSV Eintracht Mahlsdorf hat es endlich geschafft. Beim FC Anker Wismar erreichte das Team von Lucio Geral den ersten Auswärtssieg in der aktuellen Spielzeit – und was für einer. 3:0 (1:0) gewann man an der Ostseeküste. Der Trainer sagte danach: „In der ersten Halbzeit dominieren wir das Spiel, erarbeiten uns mehrere Chancen, die ein Tor verdient hätten und frühzeitig, für klare Verhältnisse hätten sorgen müssen. Wir gehen dennoch nur mit einem knappen 1:0 in die Kabine und lassen Wismar “am Leben“. Mit zunehmender Spieldauer verloren wir die Ordnung und den Mut. Das zweite und dritte Tor fallen in einer Phase, in der wir es nicht verdient und das Spielglück auf unserer Seite hatten. In Summe geht der Sieg total in Ordnung, da wir die bessere Spielanlage hatten und Wismar – gerade in der Offensive – ein bisschen was vermissen ließ. Es bleibt eine turbulente Saison mit vielen Aufs und Abs, mal sehen, was nächste Woche gegen 47 drin ist.“

In Wismar war Sportlicher Leiter Danny Pommerenke gar nicht erbaut und meinte: „Die ersten 20 Minuten haben wir komplett verschlafen und waren überhaupt nicht anwesend. Und dies gilt es auch zu kritisieren. Ich erwarte von unserer Mannschaft, dass sie gerade im heimischen Kurt-Bürger-Stadion leidenschaftlich und robust zur Sache geht. Wenn es, so wie im Moment, fußballerisch nicht so läuft, dann muss zumindest die Einstellung stimmen. So wie in den ersten 20 Minuten, möchte ich den FC Anker nie wieder sehen. In der zweiten Halbzeit haben wir alles versucht um den Ausgleich zu erzielen, aber der Doppelschlag hat uns dann natürlich komplett das Genick gebrochen. Gefühlt hat Mahlsdorf dreimal auf unser Tor geschossen und daraus drei Tore gemacht. Wir hingegen sind im Moment viel zu harmlos. Ich erwarte eine klare Reaktion in Staaken und den restlichen Spielen.“

Happy Birthday, Coach! – Und “Dieter“ macht das erste Geschenk

Ein schönes Geschenk gab es für Silvio Schulz am Sonnabend. Seine Mannschaft Rostocker FC gewann 3:1 (1:0) beim RSV Eintracht 1949 und sorgte so für eine schöne Geburtstagsparty des Trainers. Besonders groß war die Freude bei Djibril “Dieter“ N’Diaye, der nach seiner Rot-Sperre den ersten Saisontreffer markierte. Er brachte die Mecklenburger nach 35 Minuten in Führung. Dem Ausgleich von Tim Schönfuß (54.) trotzten Kevin Akogo (71.) und Samuel Scharf (74.) per Doppelschlag. Schulz danach: „Wir haben zirka 15 Minuten am Anfang mit einer guten Verteidigung überstanden, kamen dann besser ins Spiel, wo wir auch gute Aktionen nach vorne hatten. Ein Standard brachte uns vor der Pause die Führung. Danach kam der RSV mit mehr Wucht raus, trotzdem haben wir leidenschaftlich verteidigt, bekommen aber trotzdem den Ausgleich in dieser Phase. Dann haben wir zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht und so etwas Dampf rausgenommen. Die Mannschaft hat mit Leidenschaft verteidigt und mutig nach vorne agiert. Hinten raus müssen wir sogar noch zwei Tore machen. Hut ab vor der Truppe, da sie viel Energie reingesteckt hat. Leider hat sich Marc-Luka Ratajczyk am Knie verletzt. Die Diagnose steht noch aus.“

Kahlische Psychologie hilft

Kaum spricht Ingo Kahlisch von Endspielen, ist seine Mannschaft da. 4:2 (2:1) gewann FSV Optik Rathenow gegen SC Staaken und führt nun fünf Teams mit 13 Punkten im zweiten Tabellenbild an. Einer davon ist der SCS, dessen Coach Torsten Meyer folgendes Resümee zog: „Wir haben uns viel vorgenommen und gut im Training gearbeitet, kamen gut ins Spiel und hatten auch gleich in der Anfangsphase einige gute Situationen zum Tor. Ein hoher Ball in den Strafraum, unser Innenverteidiger rutscht auf dem weichen, glitschigen Geläuf weg und daraus fällt das 1:0 für Optik. Wir spielten weiter und hatten einige gute Chancen, die nicht genutzt wurden. Ein Handspiel im Strafraum von Optik bescherte uns dann einen Elfmeter, den wir zum Ausgleich nutzen. Kurz vor der Halbzeit viel das 2:1 für Optik durch eine individuelle falsche Entscheidung und man wird sofort dafür bestraft. Nach der Pause haben wir unseren Plan leicht geändert. Kurz nach dem Seitenwechsel konterte Optik und erzielte eiskalt das 3:1. Wir spielten weiter und hatten dann zwei, drei hundertprozentige Chancen, die kläglich vergeben wurden. Wie es so ist viel kurz darauf das 1:4. Es gab dann weiterhin Chancen für uns, eine wurde dann noch in der Nachspielzeit genutzt zum 2:4 was denn auch der Endstand war. Jetzt kurz mal innehalten, sacken lassen. Aufbauleistung, Tugenden, zusammenrücken und Mentalität sind jetzt gefragt.“ Sein Gegenüber Kahlisch, dessen “umgedrehte“ Psychologie scheinbar fruchtete, war etwas sparsamer mit Worten: „Ein verdienter Sieg mit viel Luft nach oben. Mehr möchte ich nicht sagen.“

Zwei unterschiedliche Halbzeiten, aber nur ein Sieger

Zum ersten Mal in dieser Saison siegte die TSG Neustrelitz zweimal hintereinander. Dieses Mal nahm man einen 2:0 (2:0)-Erfolg bei SG Dynamo Schwerin mit nach Hause. Zefi (11.) und Ladwig (31.) trafen vor der Pause und Thomas Franke sagte danach: „Ein verdienter Sieg aufgrund einer sehr sehr guten ersten Halbzeit. Im zweiten Durchgang hatte Dynamo mehr vom Spiel und war auch bemüht das Ergebnis zu ändern, aber dies gelang aufgrund unserer stabilen Defensive nicht.“ Der Gästecoach musste sich das Spiel von den Zuschauerrängen anschauen, war wegen seiner vierten Gelben Karte gesperrt. Kollege Jano Klempkow meinte: „Wir haben die erste Hälfte total verschlafen. Die Zweikampfführung war unterirdisch und so kannst du gegen eine Mannschaft wie Neustrelitz, die immer etwas eklig und griffig ist – und das meine ich im positiven Sinn – nicht gewinnen. Das war zuhause von uns schon sehr enttäuschend. Im zweiten Durchgang waren wir dann das bessere Team. Alles in allem war Neustrelitz der verdiente Sieger, auch wenn wir zwei enge Schiedsrichtereinscheidung hatten. Einmal mit dem gegen uns gegebenen Elfmeter und einmal mit dem, den wir nicht bekommen haben. Es lag aber nicht daran, sondern an unserer ersten Halbzeit. Unsere nächste Chance haben wir nächste Woche wieder in Berlin und mal gucken, ob wir es da besser hinkriegen.“

Tasmania setzte sich ab

Dort ging es für Tasmania wieder mit einem Sieg weiter. 1:0 (0:0) gegen Makkabi hieß es zum Ende. Glodi Zingu erzielte das goldene Tor des Tages und sorgte somit für einen Drei-Punkte-Abstand zwischen beiden Vereinen in der Tabelle. Tas-Co-Trainer Tobias Göth war krank zuhause, ließ sich allerdings folgendes berichten: „Ich weiß aber, dass wir ein gutes Spiel gemacht haben und zu dem Tor noch zwei hundertprozentige Chancen hatten. Und wir sind ohne Gegentor geblieben, was ja gegen einen starken Gegner wie Makkabi auch gut ist. Leider hat Steinhauer noch Rot gesehen. Der fehlt jetzt gegen Zehlendorf leider.“

Alarmstufe Union

Das fleißige Team des CFC Hertha 06 hat erwartungsgemäß beim FSV Union Fürstenwalde die drei Punkte eingesammelt. 3:1 (3:0) siegten die Charlottenburger beim Tabellenschlusslicht und sind nun seit fünf Spielen ungeschlagen, bei vier Siegen. Während es für die Unioner immer schwerer wird den Anschluss zu halten und nun bereits seit elf von zwölf Spielen ohne Sieg sind, geht der Blick für den CFC weiter nach oben. Fürstenwalde hat inzwischen acht Punkte Rückstand auf das rettende Ufer. Bei den Brandenburgern muss man sich langsam Gedanken machen, wie man den Karren wieder aus dem Dreck ziehen möchte, sonst heißt bald nicht mehr Oberliga. Das wäre eine Katastrophe, denn vor zwei Jahren spielte man noch sechs Saisons in der Regionalliga. Ein bitterer Niedergang.

Das Beste kommt zum Schluss

Den letzten Knaller der 12. Runde gab es dann in der Onkel-Tom-Straße. Hertha Zehlendorf gegen Liga-Neuling und “Aufmischer“ Sparta Lichtenberg. Es sah alles nach einem 2:0-Sieg für die 03er aus, denn George Didoss (22.) und Albert Milgramm (45.) sorgten für einen denkbar beruhigenden Pausenvorsprung. Alles lief nach Plan – bis zur 87. Minute. Dann traf Yannic Behrend zum Sparta-Anschluss. Damit nicht genug, gaben sich die Gastgeber nicht so clever und agierten möglicherweise zu offensiv, statt das knappe Ergebnis über die Zeit zu bringen. Gojko Karupovic (93.) stach zu und traf zum 2:2-Augleich. Schluss. Hertha verlor zwei Punkte, Sparta freute sich über einen.

Kostic mit „goldenen Händchen“

Lichtenbergs Sportlicher Leiter Alexander Fischer danach: „Wir sind mit dem Punkt auf jeden Fall sehr zufrieden. Wir kamen gut ins Spiel, hatten schon in der zweiten Minute durch Mo Toure die Chance, der am Torwart scheiterte. Dann plätscherte das Spiel hin und her, ohne dass eine Mannschaft eine zwingende Chance hatte. Wir hatten aus meiner Sicht in der ersten Hälfte die besseren Möglichkeiten. Indirekter Freistoß in die Mauer, an die Latte, zwei über Außen. Hertha hatte dann einen Freistoß, der von uns geklärt wurde. Lenny Stein setzte nach und spielte den Ball nach innen, wo dieser dann platziert, verwertet wurde. Kurz vor der Pause bekommen wir noch das 0:2 und haben in der zweiten Halbzeit offensiver gespielt – wir hatten ja nichts mehr zu verlieren. Hertha 03 ist natürlich zu Konterchancen gekommen, die sie glücklicherweise nicht nutzten. Unser Trainer Dragan Kostic bewies mit den Wechseln ein goldenes Händchen.“

„Das trübt aber nicht die Gesamtleistung“

Auf Zehlendorfer Seite meinte Michael Stüwe-Zimmer: „So nach dem ersten Sacken lassen war das ein sehr spannendes und rassiges Spiel, das von zwei Seiten zu betrachten ist. Aus Lichtenberger war das Unentschieden sicher sehr verdient, weil es ein offenes Spiel war. Aus unserer Sicht war es ärgerlich, weil wir beim Stand von 2:0 mit den Chancen, die wir hatten, das Spiel entscheiden müssen. Mit einem 3:0 hätten wir Ruhe reingekriegt. Wir haben es einfach nicht geschafft uns zu entlasten, nachdem Lichtenberg Druck aufbaute, um das Unmögliche möglich zu machen. Das haben sie geschafft. Da haben wir uns ein bisschen naiv angestellt. Das hätten wir besser machen müssen, trübt aber nicht die Gesamtleistung der Saison unserer Mannschaft. Das war jetzt mal ein Spiel, wo wir in der letzten Minute aus unserer Sicht natürlich das unnötige 2:2 hinnehmen. Wie heißt es immer so schön: Mund abwischen und weiter geht’s.“

Gojko Karupovic (in rot) erzielte den 2:2-Ausgleich für Sparta Lichtenberg. Foto: Udo Lorenz

Der 12. Spieltag (3.-5.11.)

SV Lichtenberg 47 – Tennis Borussia Berlin 2:1
FC Anker Wismar – BSV Eintracht Mahlsdorf 0:3
RSV Eintracht Stahnsdorf 1949 – Rostocker FC 0:2
FSV Optik Rathenow – SC Staaken 4:2
SG Dynamo Schwerin – TSG Neustrelitz 0:2
SV Tasmania Berlin – TuS Makkabi Berlin 1:0
Hertha 03 Zehlendorf – SV Sparta Lichtenberg 2:2
FSV Union Fürstenwalde – CFC Hertha 06 1:3

Die Tabelle

1.FC Hertha 03 Zehlendorf1239 : 1232
2.SV Lichtenberg 471137 : 730
3.Tennis Borussia Berlin1224 : 1721
4.SV Sparta Lichtenberg1232 : 2120
5.SV Tasmania Berlin1221 : 1320
6.TUS Makkabi Berlin1118 : 1217
7.BSV Eintracht Mahlsdorf1116 : 1817
8.TSG Neustrelitz1120 : 1916
9.CFC Hertha 061121 : 2116
10.FSV Optik Rathenow1221 : 2813
11.RSV Eintracht 19491220 : 2913
12.FC Anker Wismar1215 : 2513
13.SC Staaken1219 : 3013
14.Rostocker FC1214 : 3213
15.SG Dynamo Schwerin1114 : 259
16.FSV Union Fürstenwalde1213 : 355