Die Hinrunde der Oberliga Hamburg ist beendet. Zeit ein zumindest kleines Zwischenfazit zu ziehen. Wie ist die Lage der Liga? Was verspricht noch Spannung? Wo ist vielleicht schon die Messe gelesen? Und vor allem: wer sind die Flop und Top drei der Liga. Unsere ganz subjektive Einschätzung findet ihr auf den folgenden Zeilen.
Jeder kann jeden schlagen
Der Tenor unter den Trainern war vor der Saison relativ einheitlich: es gibt den großen Meisterschaftsfavoriten, eine Liga, die sich grob in drei Teile teilt und die Gewissheit, dass jeder jeden schlagen könnte. Und dies trifft in Teilen auch zu – wenn auch ganz anders, als vielleicht gedacht.
Der große Meisterschaftsfavorit, von fast allen Trainern wurde TuS Dassendorf genannt, steht auch vorne. Doch die alleinige Triumphfahrt mit kilometerweitem Vorsprung ist es für „Dasse“ nicht. Immer wieder stellt sich der Favorit ein Bein, verliert mal gegen Türkiye oder lässt auswärts Punkte liegen. So ist Altona 93 dank zweier Nachholspiele in der Lage, den Platz an der Somme bis zum Winter zu übernehmen. Wir haben also einen echten Zweikampf – zumal die Verfolger aus Harksheide, vom HEBC und aus Niendorf (sofern die hier ihre Nachholer gewinnen) gerade mal sechs Punkte weg sind.
Für Spannung ist gesorgt und damit manifestiert sich das, was auch die breite Meinung vor der Spielzeit war. An guten Tagen kann in dieser verrückten Liga jeder jeden schlagen. So gewinnt Türkiye bei Dassendorf, Schlusslicht Rugenbergen bei Süderelbe, Tornesch besiegt Sasel – die Liste lässt sich fast beliebig verlängern. Vorbei scheinen aktuell die Zeiten, in denen sich die Kellerkinder hoch abschießen lassen müssen. Und das ist auch gut.
Einzig die, von vielen Trainern und Beobachtern kolportierte, Teilung in drei Teile ist nicht so da. Zwei Niederlagen an der Spitze und man rutscht in Richtung Platz zehn ab, zwei Siege und man stürmt auf einmal nach vorne – sowie der ETSV zuletzt.
So trennen Harksheide auf Platz drei und die Alsterbrüder auf Platz elf trennen ganze acht Punkte. Eine kleine Miniserie hier, eine negative Serie dort und in drei Wochen sieht das Tabellenbild ganz anders aus. Fußballerherz was willst du mehr?
Unsere Flop drei
Natürlich gibt es auch in jeder Spielzeit Flops und Tops. Beginnen wir mit den Flops – ohne Reihenfolge.
Bei den Flops muss natürlich das Schlusslicht genannt werden. Natürlich wird man sich beim SV Rugenbergen gedacht haben, dass es gegen den Abstieg geht. Dafür war die letzte Spielzeit, als sich die Bönningstedter auf den letzten Drücker retteten warnend genug. Doch 15 Niederlagen in 18 Pflichtspielen dürften auch die Macher des SVR nicht erwartet haben. Und von außen betrachtet, fehlt so ein wenig der Glaube, dass Rugenbergen den Klassenerhalt schafft.
Ebenfalls ein Flop ist der FC Süderelbe, was angesichts von 51 erzielten Treffern etwas verwundern mag. Doch plakativ gesagt: dir bringt es nichts, wenn du ein Spiel 8:0 gewinnst und dann drei Spiele mit 0:1 verlierst. Und so oder so ähnlich ist die Bilanz am Kiesbarg: 51 Tore, aber nur sechs Siege in 16 Spielen. Für den ewigen Geheimfavoriten steht Platz zwölf zu Buche – zu wenig für die Qualität des Kaders. Und gerade defensiv ist Süderelbe weit davon entfernt, ein Spitzenteam zu sein.
Ein weiterer Flop ist ein einzelnes Spiel, genauer die Begegnung zwischen dem TSV Sasel und dem WTSV Concordia. Nach emotionalen 90 Minuten kochten auf den Rängen die Emotionen hoch, es kam zu körperlichen Auseinandersetzungen. Spieler mischten sich ein, das Spiel stand in der Nachspielzeit kurz vor dem Abbruch. Es war der absolut negative Höhepunkt einer unterhaltsamen Hinrunde. Das wollen wir nicht sehen. Punkt! Mehr Raum wollen wir Leuten nicht geben.
Unsere Top drei
Kommen wir stattdessen lieber zu den positiven Dingen der Hinrunde, zu unseren Top drei. Und lieber HEBC, ihr müsst jetzt ganz stark sein: ihr seid nicht dabei. Das soll eure Leistung in keinster Weise schmälern!
Andere Teams schaffen es dafür in unsere Top drei – allen voran TuRa Harksheide. Man kann vor der Arbeit von Jörg Schwarzer und seinem Team nur den Hut ziehen. Der Aufsteiger 2022 ist den nächsten Schritt gegangen, ist gereift und setzt den Trend der starken Rückrunde der letzten Saison fort. Vor allem der heimische Exerzierplatz ist eine Festung, an der sich unter anderem der ETSV oder Buchholz 08 die Zähne ausbissen. Das avisierte Saisonziel Klassenerhalt ist damit fast in trockenen Tüchern.
Das gilt für die zweite, sehr positive Überraschung der Saison. Thorsten Schneider hatte vor der Saison durchaus seine Zweifel, was seine komplett neu formierte Mannschaft angeht. Doch rückblickend muss man fragen, warum. Buchholuz 08 spielt eine bärenstarke Saison, stellt derzeit das drittbeste Heimteam und den viertbesten Angriff der Liga. Gerade letzteres ist überraschend, hatten die Niedersachsen in der letzten Saison doch arge Probleme mit dem Toreschießen. In dieser Spielzeit ist es fast umgekehrt, phasenweise machen die 08er aus wenig ganz viel.
Last but not least muss man einen einzelnen Spieler hervorheben. So schwach der FC Süderelbe in der Summe agiert, so stark ist Osman Güraltunkeser. Der 23-Jährige kam im Sommer vom FTSV Altenwerder an den Kiesbarg und brilliert seit dem in der Oberliga. 23 Scorerpunkte in 14 Spielen sprechen eine deutliche Sprache. Wer weiß, wie die Bilanz aussehen würde, hätte sich Güraltunkeser nicht zwischendrin eine Zwangspause eingehandelt hätte. Und wer weiß, wo Süderelbe ohne seine Lebensversicherung stehen würde.