Alle Jahre wieder: Chaos in Sachen Auf- und Abstieg

Die Saison ist zu Ende, es stehen die Relegationsspiele zwischen den Ligen an. Während in den Profiligen und auch zwischen Liga drei und der Regionalliga alle Regularien klar sind, jeder weiß was ihm bei der Tabellenkonstellation blüht. Ganz anders in Hamburg: verschiedene Aussagen, ein Vor- und Zurück machen die Situation für Teams im Übergang Ober-/Landesliga aktuell schwierig. Anders formuliert: der FC Türkiye und der FC Voran Ohe wissen eigentlich gar nicht, was jetzt Phase ist. Ein untragbarer Zustand mit Ansage! Ein Kommentar unserer Redaktion dazu.

Vibes of 2022

Erinnert sich noch jemand an das Saisonende 2022? Damals wähnte sich Hamm United gerettet, wurde am Tag nach Saisonende vom Hamburger Fußball-Verband böse überrascht und als Absteiger benannt. Der Verband hatte die Regularien so interpretiert, dass bei einem Absteiger aus der Regionalliga und fehlendem Aufsteiger die Anzahl der Absteiger aus der Oberliga erhöht wird. Der HUFC hatte es damals anders interpretiert. Die Folge: wenige Wochen später rudert der Verband zurück, die Saison 2022/23 wird mit 19 Teams gespielt. Man hätte die Regularien so oder so interpretieren können, so der Verband.

Nichts gelernt

Entsprechend wollte man die Regularien ändern und hat den Regeltext auch angepasst – so wirklich geändert hat sich aber nichts. Noch immer lässt die Auf- und Abstiegsregelung beide Sichtweisen zu. Variante A: wenn es mehr Absteiger aus der Regionalliga Nord als Aufsteiger, erhöht sich die Anzahl der Absteiger. Variante B: gibt es einen Absteiger und keinen Aufsteiger, steigen nur die Landesliga-Meister auf. Mehr Absteiger aus der Oberliga würde es nur geben, wenn es zwei Absteiger aus der vierten Liga mehr gibt als Aufsteiger.

Beide Sichtweisen sind möglich und wurde von Verbandsseite, genauer vom Spielausschuss, so getätigt. Gegenüber Voran Ohe wurde erst angegeben, dass sie als Sieger der Relegationsspiele aufsteigen. Später wurde Medienberichten zu Folge zurückgerudert. Bei Türkiye scheint es genau umgekehrt gewesen zu sein. Dass die Aussagen von verschiedenen Mitgliedern des Spielausschusses getätigt wurden, setzt dem Ganzen die Krone aus. Kurz gesagt: beim HFV hat man aus dem Fiasko aus dem vorletzten Sommer nicht gelernt zu haben.

Der Klageweg steht offen – Hoffen auf den AFC

Entsprechend hatte der FC Türkiye schon mal angekündigt, im Falle eines Abstiegs zu klagen. Ob bei Ohe der selbe Weg beschritten wird, wenn am Ende nicht der Aufstieg steht, ist nicht bekannt. Die Erfolgschancen der Reinbeker dürften aber durchaus hoch sein – angesichts der schwammigen Formulierungen der Regularien. Ein weiteres Chaos und eine weitere Saison mit (nicht gewollten!) 19 Mannschaften droht

So hoffen wohl alle Beteiligten auf Altona 93. Sollte der AFC den Aufstieg in die Regionalliga schaffen, wäre Türkiye sportlich gerettet und Ohe könnte die Planungen für die Oberliga beginnen. Klagen wären vom Tisch, das Durchatmen in der Jenfelder HFV-Zentrale dürfte in ganz Hamburg zu hören sein.

Lösung: Aufstieg vor Abstieg

Dennoch: eine Lösung muss her, denn im kommenden Jahr ist das aktuelle Szenario unter Garantie wieder aktuell. Die sportlich fairste Lösung: Aufstieg vor Abstieg. Bedeutet: man gibt dem Sieger der Relegation zwischen den Tabellenzweiten klar zu verstehen, dass er im folgenden Jahr Oberliga spielt und für eine gute Saison belohnt wird. Im Gegenzug muss der Tabellenfünfzehnte der Oberliga damit leben, dass er runter muss. So wie es in der Regionalliga, aber auch beispielsweise auch in Schleswig-Holstein gehandhabt wird. So weiß vor der Saison jeder, was Phase ist. Und aus meiner ganz persönlichen Sicht die beste Option – sportlich Erfolgreiche werden belohnt, wer in dem Jahr nicht so gut gearbeitet hat, muss in den sauren Apfel beißen. Aber wahrscheinlich ist die Lösung schlicht zu einfach und zu naheliegend.

Seid froh, dass Norderstedt die Klasse hält

Übrigens: das Chaos hätte noch schlimmer werden können, wenn Eintracht Norderstedt aus der Regionalliga abgestiegen wäre. Denn dann wäre die U23 gar nicht aufstiegsberechtigt gewesen und TBS Pinneberg wäre berechtigt gewesen, die Aufstiegsspiele zu bestreiten. Aber Hauptsache man reizt die eigene 10-Tage-Frist nicht aus und setzt das erste Spiel einen Tag nach dem letzten Regionalliga-Spieltag an. Seid also froh, lieber HFV, dass dieses Worst-Case-Szenario nicht eingetroffen ist.

(Der Kommentar stellt die persönliche Meinung des Redakteurs da)