Während die Regionalligisten seit dem vergangenen Freitag in normaler Mannschaftsstärke trainieren dürfen gilt für die anderen Amateurclubs der Stadt weiter warten. Der Hamburger Senat hat seine Verordnung wegen der Corona-Pandemie nicht vorzeitig für den restlichen Mannschaftssport gelockert. Bis zum 1. September dürfen die Vereine abwärts der Oberliga nur in Kleingruppen trainieren. Testspiele in der Hansestadt sind gänzlich untersagt. Im Ausblick auf die kommende Saison, die in der Oberliga mit 19 Teams starten und möglicherweise in Hin- und Rückrunde gespielt werden soll, eine terminliche Herausforderung.
Bei Hamm United hatte man schon Mitte August auf verschiedene Problematiken hingewiesen. So heißt es in einer Pressemitteilung:
„Uns erscheint das illusorisch“
„Der HUFC hat in der laufenden Saisonvorbereitung Vorbereitungsspiele in Niedersachsen bestritten. Zudem haben wir uns intensiv mit den Auflagen und Hygienevorschriften für die im Bereich Hamburg stattfindenden Pokalspiele beschäftigt; hier zuletzt mit den Auflagen für die Austragung des Pokalspiels Eintracht Norderstedt vs. Altona 93. Die Durchführung eines Oberligaspiels mit Zuschauern im weitläufigen Stadion Hammer Park würde mindestens einen kompletten Tag Vorbereitung mit fünf ehrenamtlichen Helfern bedeuten. Für den Spieltag selbst wären ca. 25 Ordner erforderlich; dies alle 14 Tage. Es handelt sich dann um Pflichtspiele, nicht um ein einmaliges Pokal- oder Testspiel. Der HFV hat sich zudem festgelegt, mit allen Spielklassen und Altersgruppen gleichzeitig beginnen zu wollen. Dies bedeutet vor allem auf den Kunstrasenplätzen bis zu vier Spiele an einem Tag mit teilweise unterschiedlichen Heimvereinen als Veranstalter. Hierbei sind selbstverständlich die Hygienevorschriften zu beachten. Wer aber soll deren Befolgung (Kontaktlisten, Desinfektionsmittel, Reinigung der Sanitäranlagen, Sicherheitsabstände, Begrenzung der Zuschauerzahl je nach Sportanlage etc., etc.) sicherstellen? Die den Vereinsvorständen bei Missachtung der Regeln drohenden drakonischen Strafen durch den einschlägigen Bußgeld Katalog seien dabei nur am Rande erwähnt. Selbstverständlich fiebert auch unser Verein dem Saisonstart entgegen. In der momentanen Situation wären wir allerdings schon über die Möglichkeit froh, in eigener Regie normal trainieren und Freundschaftsspiele veranstalten zu können. Eine Aufnahme des kompletten Spielbetriebs erscheint uns aber illusorisch und ist vom HUFC nach dem jetzigen Stand nicht zu bewerkstelligen. Der Appell des Vereins richtet sich an den Hamburger Fußball-Verband hier kurzfristig Klarheit zu schaffen.“
„Wir dürfen nicht einmal die Kabinen nutzen“
HUFC-Trainer Sidnei Marschall sagt zu OBERLIGA.info: „Es ist eine Vollkatastrophe, weil wir Trainer gar nicht wissen, was wir machen sollen. Macht man zu wenig, macht man zu viel? Es ist schwierig. Wir sind jetzt auch schon nach Niedersachsen gefahren, um dort Testspiele zu bestreiten. Die Organisation und Fahrten sind für uns aufwendig. Wenn wir das nicht machen würden und es im September losgeht, wäre das ein Nachteil für uns. Die Mannschaften, die im Pokal spielten, sind auf einem ganz anderen Level. Ob das ein Vor- oder Nachteil für sie ist, wenn es erst im Oktober oder November losgeht, weiß niemand. Man kann einfach nicht planen und das ist schwer. Natürlich müssen wir aufgrund der steigenden Infektionszahlen aufpassen, doch wir dürfen nicht einmal mehr die Kabinen nutzen. Woanders ist das möglich. Wir müssen das Beste daraus machen und ich hoffe, dass alle gesund bleiben und der Senat irgendwann Mal das „Go“ gibt und wir bald Freundschaftsspiele genehmigt.“
„Andere Dinge haben Priorität“
Auch Palomas Sportlicher Leiter Christoph Hellwig äußert sich: „Auf den ersten Blick erscheint es sportlich natürlich ein Nachteil zu sein. Wir trainieren aktuell unter starken Einschränkungen in Kleingruppen und unter Beachtung strenger Hygieneauflagen. Unsere Trainer müssen zurzeit sehr kreativ sein, was die Trainingsgestaltung und die Inhalte betrifft. Testspiele bestreiten wir ebenso wie andere Hamburger Mannschaften außerhalb der Stadt. Auch wenn wir alle sicher gerne wieder unter normalen Bedingungen Fußball spielen würden, sollten wir bei dem Thema runterfahren, mal das große Ganze betrachten und realisieren, dass es hier nur um Amateurfußball geht. Die Infektionszahlen sind in den letzten Tagen gestiegen. Andere Dinge haben Priorität. Ich denke, dass es viel wichtiger ist, einen weiteren Lockdown zu verhindern, sodass in anderen Bereichen halbwegs Normalität herrscht, dass zum Beispiel Kinder weiter in die Kita und zur Schule gehen können und vor allem die Wirtschaft nicht noch weiteren Schaden nimmt.“
„Die Akzeptanz fehlt“
Philipp Obloch, Trainer bei TuS Osdorf gibt seine Einschätzung zur Corona-Thematik ab: „Grundsätzlich gehöre ich nicht zu denen, die zuerst alles in Frage stellen und ich denke, dass die Verantwortlichen nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden, insofern akzeptiere ich das. Klar ist es unglücklich, dass in der Oberliga einige Mannschaften voll trainieren können, anderen seit vergangener Woche und viele massiv eingeschränkt sind. Das ist natürlich eine Wettbewerbsverzerrung und ein Nachteil. Wir müssen das akzeptieren, und das Beste daraus machen. Entscheidend wird sein, wann die Saison losgeht und die eine Mannschaft sechs Wochen Vorbereitung hatte und die andere nur zehn Tage. Das ist ein Unterschied, als wenn wir voll trainieren können. Es ist unglücklich und wir müssen abwarten. Schwer ist es für uns Trainer und auch den Spielern zu erklären, größere Feiern und Reisen erlaubt sind, in Wedel Basketball mit 16 Personen möglich ist, aber in Osdorf unter freiem Himmel nur zehn trainieren dürfen. Die Akzeptanz fehlt und das Durchsetzen macht es deutlich schwieriger.“