Die erste Hälfte der Oberliga-Vorrunde in Hamburg steht in den Büchern. Zeit für uns, ein erstes Fazit zu ziehen. Und in der Gruppe 2 kann man sagen: Erwartungen erfüllt. Fast alle Beteiligten gingen von viel Spannung aus. Das hat sich bewahrheitet. Doch auch Überraschung und Enttäuschung sind in dieser Liga gegeben.
Überraschung eins: Osdorf grüßt von oben
Ein Saisonziel hatte man am Blomkamp nicht ausgegeben. Umso erfreuter ist man bei TuS Osdorf über den bisherigen Verlauf der Spielzeit. Die Obloch-Elf grüßt von der Spitze und zeigt sich treffsicher. Mehr als drei Tore pro Spiel zeigen, wo die Stärken des TuS liegen. Wichtig dabei: Osdorf hat sich von Torjäger Jeremy Wachter ein stückweit emanzipiert. Vor allem der junge Kay-Fabian Adam ist eine Entdeckung und macht vergessen, dass die eigentliche Osdorfer Lebensversicherung seit mehreren Spielen nicht mehr traf. Insgesamt wirkt Osdorf gefestigt und man darf gespannt sein, ob sie die Leistung bis zum Saisonende halten können.
Überraschung Zwei: Buchholz mischt mit
Punktgleich mit Osdorf ist Buchholz 08 Tabellenzweiter und damit die fast größere Überraschung. Das Vorjahresniveau ist damit zumindest tabellarisch erreicht, wenn nicht sogar übertroffen. Als Initialzündung ist wohl das 3:3 gegen den HSV im vierten Spiel zu sehen. Da machte B08 ein 0:3 in 15 Minuten wett. Seit dem läuft es und vier Spiele in Serie, darunter bei Victoria und zuletzt in Osdorf, zeugen davon, dass in der Mannschaft von Nabil Toumi viel Qualität steckt. Vielleicht ist Buchholz Sinnbild dieser Staffel. Unberechenbar, positiv und spannend – so kommen sowohl Buchholz wie auch die Gruppe 2 daher.
Erfolg im Umbruch
Von der Konkurrenz wurde der Niendorfer TSV oben erwartet. Dass es angesichts eines großen personellen Umbruchs so gut läuft, hätte man am Sachsenweg aber wohl nicht gedacht. Der Aderlass war gerade qualitativ groß, doch gerade die jungen Spieler aus der eigenen Jugend machen Trainer Ali Farhadi Freude. So kommt es nicht von ungefähr, dass sich der NTSV nach dem neunten Spieltag als erster Verfolger des Spitzen-Duos platziert hat. Es ist selten spektakulär, was Niendorf spielt, aber oft erfolgreich. Einziger Ausreißer nach unten ist die Niederlage gegen Rugenbergen.
Spektakel garantiert
Beste Fußballunterhaltung für den neutralen Zuschauer ist am Reinmüller garantiert. Der HEBC ist immer für Spektakel gut. 38 Tore fielen in Begegnungen mit der Veilchen-Beteiligung. Und von 2:5 bis 6:2 hat der HEBC (fast) die gesamte Bandbreite des emotionalen Spektrums abgebildet. Vorne und hinten ist immer etwas los. Was in der Offensive auffällt: der HEBC ist extrem schwer ausrechenbar. Kein Torjäger ragt heraus, dafür haben schon drei Leute mindestens drei Tore erzielt. Das vor der Saison ausgegebene Ziel, der Klassenerhalt, sollte der HEBC schaffen. Und wenn man am Reinmüller so weitermacht, dann bekommt man die Duelle der Meisterrunde noch als Bonbon oben drauf.
Stabil instabil
Topfavorit auf den Staffelsieg war der SC Victoria. Jetzt ist zwar der Platz an der Sonne noch nicht so weit weg, doch „Vicky“ rennt den eigenen Ansprüchen hinterher. Denn die Elf von Marius Ebbers bekommt keine echte Stabilität in die Leistungen. Daraus resultieren dann Spiele wie eine Klatsche beim HSV und das Pokal-Aus beim FC Alsterbrüder. Immerhin: der zwischenzeitlich etwas größere Rückstand auf Platz vier hat der SCV auf zwei Punkte verkürzt. Spannend wird, ob die aktuelle Miniserie von drei Spielen ohne Niederlage die dringend benötigte Stabilität in die Leistungen bringt.
Weder Fleisch noch Fisch
Nur zwei Niederlagen hat der HSV III auf seinem Konto. Und damit genauso viele, wie Spitzenreiter Osdorf und Verfolger Buchholz. Das Problem dabei: die Rothosen haben auch nur zwei Partien gewonnen. Vor allem die letzten Wochen dürften Marcus Rabenhorst und Christian Rahn zu denken geben. Die einst gute Ausgangposition wurde mit zwei klaren Niederlagen und einem Remis verspielt. Noch ist nicht alles verloren, doch einer der Favoriten auf die ersten vier Plätze braucht nun eine Serie. Der HSV muss nun zeigen, was er ist – Fleisch oder Fisch.
In der Abwärtsspirale
Etwas anders ist die Situation beim FC Süderelbe. Dort muss man die Meisterrunde wohl etwas ad acta legen. Denn nach fünf Spielen ohne Sieg beträgt der Rückstand auf Platz vier mittlerweile fünf Punkte. Andererseits: die Punkte sind in dieser engen Gruppe schneller aufgeholt als man denkt. Und insgesamt präsentiert sich der FCS als unangenehmer Gegner. Das bekamen bereits der HEBC und TuS Osdorf zu spüren. Doch zuletzt war ordentlich Kies im Getriebe. Und wenn es gegen Buchholz keinen Dreier gibt, muss der Blick von der Süderelbe fast zwangsweise nach unten gehen.
Enttäuschung pur: SV Rugenbergen
Groß waren die Ansprüche des SV Rugenbergen. In die Meisterrunde wollte man, den Klassenerhalt feiern und die reichen Clubs aus der Gruppe 1 ärgern. Nach neun Spieltagen ist die Realität eine gänzlich andere. Der SVR befindet sich im Abstiegskampf, hat bisher fünf mickrige Zähler gesammelt. Das Hauptproblem: Rugenbergen kann Führungen nicht in Punkte ummünzen. In fünf Spielen führte man mit 1:0. Verloren hat man davon vier. Lag man selbst 0:1 zurück, verlor der SV Rugenbergen wiederum nur eins. Eine Bilanz, die am Ende verheerend sein kann. Die mutmaßlich letzte Chance auf Platz vier hat man am Sonntag im Kreisderby verspielt. Nun muss der Fokus darauf abzielen, Punkte gegen direkte Konkurrenten zu holen. Denn –und das ist die fast noch schlimmere Statistik-: gegen Teams unter dem Strich wurden nur zwei Punkte geholt.
Abschiedstournee oder wundersame Widerauferstehung?
Bis zum letzten Wochenende war Union Tornesch abgeschlagen, die Zeichen standen auf Landesliga. Und dann gab es endlich den ersten Sieg. Nach mehr als eineinhalb Jahren holten die Elf von Torben Reibe drei Punkte. Da diese nicht nur im Derby, sondern auch gegen einen Mitkonkurrenten geholt wurden, könnten die Zähler doppelt wertvoll sein. Bleibt nur die Frage: war es nur ein Strohfeuer und der FCU geht auf Abschiedstournee? Oder erfolgt jetzt die wundersame Widerauferstehung? Das müssen die kommenden Wochen zeigen. Fakt ist: Union lebt.