Nach dem spektakulären Topspiel zwischen Altona 93 und TuS Dassendorf am Samstag hofften die neutralen Beobachter auf eine ähnliches Spiel zwischen dem Vierten ETSV und dem Dritten Niendorfer TSV. Und zumindest in Halbzeit zwei wurden die Zuschauer am Mittleren Landweg nicht enttäuscht, trennten sich beide Mannschaften 3:3 (0:2). Für Zufriedenheit sorgte das Remis nur bedingt.
Zerfahrener Beginn
„Ich glaube, es war insgesamt kein gutes Spiel, von zwei Mannschaften die im Laufe der Saison mehr gezeigt haben“ bilanziert NTSV-Coach Ali Farhadi. „Beide haben sich mehr oder weniger neutralisiert.“ Sein Gegenüber Berkan Algan stimmte dazu: „Es war ein zerfahrenes Spiel, unnötig in der Gestaltung. Wir hatten aber zu Anfang nicht das Gefühl, dass da was passieren wird.“
Beides fast das Spiel gut zusammen, denn in den ersten 25 Minuten passierte nichts. Die gefährlichste Szene war ein Kopfball von Siemsen, der nach einem Andrijanic-Freistoß knapp am NTSV-Tor vorbei köpfte.
Niendorfer Doppelschlag
Aus dem Nichts gelang dem NTSV dann ein Doppelschlag. Ibrahim Ali brachte die Gäste nach einem Konter in Führung (25.). Das Tor gehört aber zu mindestens 80% Ante Kutschke. Der Stürmer luchste Karschau im Mittelfeld den Ball ab, brachte den Gegenangriff ins Rollen und spielte dann den entscheidenden Pass auf den startenden Ali, der vor Babuschkin eiskalt blieb.
Nur zwei Zeigerumdrehungen später klingelte es wieder im ETSV-Kasten. Erneute machte Niendorf das Spiel schnell, Neumann schlug eine Flanke flach vor das Tor, wo Linus Meyer mit dem ersten Kontakt gedankenschneller als die Verteidiger war und den Ball ins kurze Eck bugsierte. „Es war eine glückliche Führung, es sah nicht danach aus. Wir waren ungeordnet, haben viele lange Bälle zugelassen“, meinte Farhadi nach dem Spiel und monierte vor allem eine hohe Anzahl von Standardsituationen für den ETSV: „Du redest vorher darüber und bekommst trotzdem 30 Ecken und 22 Freistöße in den ersten 15 Mintuten.“ Seine Mannen hätten in der Folge die Führung weiter ausbauen können. Doch erste blockte Karschau Ali im letzten Moment (43.), die nachfolgende Ecke köpfte Wemakor knapp über den Kasten und schließlich verzog Leon Meyer freistehend (44.). Mit dem 0:2 zur Pause war der ETSV gut bedient und Trainer Algan fand deutliche Worte: „Ich war gar nicht zufrieden. Die 20 Prozent haben wir in der Körpersprache vermissen lassen.“
Aus 0:2 macht 3:2
Die Halbzeitansprache schien gewirkt zu haben, denn die Eisenbahner kamen im Eilzugtempo aus der Kabine. Düzgüner brachte eine Flanke von rechts recht unorthodox in die Box. Dort musste Neumann gegen zwei Mann verteidigen, so dass Marco Schultz frei zum Abschluss kam. Da NTSV-Keeper Melzer die Sicht verdeckt war, schlug die nicht harte, aber platzierte Direktabnahme im langen Eck ein (46.). Und der ETSV legte nach: Brückner verlor auf rechts in einer Harakiri-Aktion den Ball, Düzgüner sah Marcel Andrijanic und der schob den Ball ins Tor. Da dieser noch von einem Niendorfer Bein abgefälscht war, war Melzer erneut ohne Chance. Aber auch das war noch nicht alles: eine Ecke bekam Niendorf nicht richtig abgewehrt, Düzgüner hatte viel Freiheit und Zeit zum Flanken und in der Mitte standen drei ETSV-Angreifer frei vor Melzer. Yannick Siemsen hatte so keine Mühe zum 3:2 einzuköpfen (58.). Algan trocken zu zu den ersten 13 Minuten: „Zweite Halbzeit kamen wir ganz gut raus. Man hat gemerkt, dass wir das nicht verlieren wollen.“
Farhadi war in der Anfangsphase kaum zu beruhigen, angesichts der Tatenlosigkeit seiner Mannschaft: „Die Führung war für den Kopf nicht gut. Wir kommen aus der Halbzeit und sind gar nicht da, machen ganz, ganz viel falsch.“ Zumal nur eine Minute nach dem 3:2 Vedat Düzgüner seine starke Leistung hätte krönen können – sein Schuss klatschte ans Außennetz.
Groß krönt Leistung, Babuschkin rettet ETSV und der Pfosten hilft Niendorf
Aber Niendorf zog sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf. Erneut hatte Kutschke eine glänzende Idee und Falk Groß überlupfte Babuschkin zum 3:3 (62.). Groß krönte damit eine famose Leistung, war er doch bei jedem Angriff Dreh- und Angelpunkt des NTSV.
Nach dem Niendorfer Ausgleich nahm sich die Partie eine zehnminütige Auszeit, um dann in der Schlussviertelstunde nochmal richtig an Fahrt aufzunehmen. Und in den Mittelpunkt rückte ETSV-Keeper Gianluca Babuschkin. Der verhinderte zweimal gegen Linus Meyer (75./81.) sowie gegen den eingewechselten Vaz Baio (76.) mit starken Reflexen den Rückstand seiner Mannschaft. Auf der Gegenseite war Melzer nach einem Siemsen-Kopfball zur Stelle (85.).
Die dickste Chance auf einen Lucky-Punch hatte dann der ETSV in der Schlussminute. Nach einem Katastrophenpass des nur eine Minute zuvor eingewechselten Kassimou marschierte Parduhn über das halbe Spielfeld und spielte den exakten Schnittstellenpass auf Max Düwel. Der Joker machte erst alles richtig, umkurvte Melzer, traf aber das leere Tor nicht. Der Pfosten rettete Niendorf den Punkt.
Trainer einer Meinung
„Das 3:3 ist ein gerechtes Ergebnis. Wir waren nicht gut und der ETSV hatte auch schon bessere Tage. Mit dem Punkt bin ich zufrieden“, so Ali Farhadi als Abschlussfazit: „Wir wollten hier nicht verlieren“ Dies sei ein ungewohntes Gefühlt für ihn gewesen.
„Wir können auch mehr Tore schießen, wir können aber auch noch zwei, drei fangen“, fasste Berkan Algan die Partie zusammen und merkte an: „Ich gewinne lieber 1:0 und hab das Ding im Griff. Unsere Struktur in der Defensive, die Spannung fehlte. Man kann aber nicht jedes Spiel fehlerfrei sein. Wir haben gute Sachen gesehen und nicht so gute. Nach dem Spielverlauf können wir mit dem Punkt zufrieden sein.“
Für den ETSV geht es am kommenden Sonntag erneut am Mittleren Landweg gegen Rugenbergen weiter, Niendorf muss bereits am Dienstag zum FC Süderelbe.