Das zweite Jahr nach einem Aufstieg ist bekanntlich das Schwerste. Diese alte Fußballerweisheit hat sich beim Meiendorfer SV in der letzten Saison bestätigt. Sportlich lief es nicht, mitten in der Saison bricht die halbe Mannschaft weg und am Ende blieben elf Punkte in 25 Spielen. Doch die Corona-Pause rettete den MSV, der nun einen Neuanfang in Hamburgs höchster Liga machen darf. Mittendrin: der sportliche Leiter Mert Kepceoglu.
Mit 22 in die Verantwortung
Die Unruhe an der B75 hatte einen kleinen Erdrutsch am Ende des letzten Jahres zur Folge. Aufstiegstrainer Baris Saglam verließ den Verein, das Funktionsteam brach weg und fast die komplette Mannschaft verließ den Meiendorfer SV. In der Folge wurde Kepceoglu Sportlicher Leiter des MSV – mit gerade einmal 22 Jahren. Dieser hatte die Aufgabe, in wenigen Wochen eine komplett neue Mannschaft aufzustellen. Gerade mal zwei Wochen vor Rückrundenstart war die Mannschaft komplett. Keine guten Voraussetzungen für die zweite Serie, in die Meiendorf alle vier Spiele verlor. „Das war ein ganz hartes Brot“, bekennt Kepceoglu: „Zumal wir mit Sasel und Vicky einen echten Hammerauftakt hatten.“ Insofern kam die Corona-Pause zumindest für den MSV genau richtig. Zurückschauen will Mert Kepceroglu aber nicht: „Nicht alles, was geschrieben wurde, stimmte. Aber das ist Vergangenheit. Wir wollen aber die Zukunft gestalten.“
Die zweite Chance
Das die nahe Zukunft nun in der Oberliga stattfindet begreift man beim Meiendorfer SV als Geschenk. „Wir profitieren sportlich natürlich von der Vergrößerung der Liga“, bekennt Kepceoglu: „Doch wir wollen die zweite Chance nutzen. Guten Fußball spielen und zeigen, dass der MSV weiter eine gute Adresse in Hamburgs Fußball ist.“ Und so hat man die lange Zwangspause genutzt, viel verändert. Gökhan Acar ist neuer Trainer in der Flens-Arena. Für den 39-Jährigen ist es die erste Cheftrainer-Station bei den Herren. Auch die Mannschaft wurde runderneuert. Lediglich acht Spieler blieben, nur drei (Sulejman Hoxha, Haci Gündogan und Ephraim Asante) sind länger als ein Jahr im Team. 15 neue gilt es zu integrieren. Bekanntester Name ist dabei Gökhan Iscan (zuletzt SV Curslack-Neuengamme), der mit seiner Erfahrung aus über 200 Oberliga-Spielen die junge Mannschaft führen soll. Der Rest der Neuzugänge fällt eher in die Kategorie „jung und hungrig“. Ein Weg, den Meiendorf laut Kepceoglu bewusst gegangen ist: „Wir wollen interessant sein, zeigen, dass wir den jungen Spielern ihre Chance in der Oberliga geben.“
Den Klassenerhalt als Ziel
Vor dem Hintergrund der jungen Mannschaft und der letzten Saison sind die Ziele beim MSV bescheiden. „Wir wollen die Klasse halten. Alles andere wäre nicht realistisch. Ob es am Ende Platz 15 oder Platz sieben wird“, sieht Mert Kepceoglu die Voraussetzungen an der B75 realistisch. Man will dem neuen Trainerteam daher auch keinen Druck, geht gelassen mit einem möglichen Abstieg um, wie der 23-Jährige betont: „Natürlich will niemand absteigen! Aber wenn es nicht reicht, dann geht Meiendorf nicht unter.“ Wichtiger sei viel mehr, dass es endlich wieder los geht: „Die Pause war lang genug. Jetzt freuen wir uns darauf, dass es in ein paar Wochen endlich losgeht!“ Die ersten Vorbereitungsspiele sind auf jeden Fall positiv. Einem 1:1-Achtungserfolg bei Altona 93 folgten zuletzt zwei Siege bei den klassenniedrigeren TuS Hartenholm (3:2) und Ahrensburger TSV (1:0). Sechs weitere Tests (u.a. gegen Sasel) folgen noch bis zum Start.
Meiendorfer Gelassenheit
Dass die Saison aufgrund der Rahmenbedingungen schwierig werden könnte, sieht Kepceoglu gelassen. Ob die Liga geteilt wird oder doch in einer 19er Staffel gespielt wird, nehme man so hin wie es kommt. Und auch vor dem Thema Hygienekonzept ist dem Sportlichen Leiter nicht bange: „Wir haben bei den bisherigen Spielen erste Erfahrungen machen können. Das ist natürlich ungewohnt, aber machbar.“ Die notwendigen Genehmigungen natürlich voraus gesetzt. Schwieriger sieht er die Situation, wenn man tatsächlich mit Zuschauern spielen möchte: „Ich weiß nicht, ob die Vereine genügend Freiwillige finden. Ebenso bleibt die Frage, ob sich alle Vereine einen kommerziellen Ordnungsdienst leisten könnten. Von daher müssen wir uns sicherlich drauf einstellen, auch ohne Zuschauer spielen. Das ist natürlich nicht schön, auch von finanzieller Seite nicht. Aber wichtig ist, dass es losgeht und das wir kicken können und wollen“
Die Buffer sind noch nicht am Nagel
Und seine eigene Spielerkarriere? Die sieht Mert Kepceoglu bei aller Verantwortung noch nicht im Ende, auch wenn nach zwei Kreuzbandrissen vor einem Jahr erst einmal die Notbremse gezogen wurde. „Aber die Karriere beendet habe ich nicht“, sagt der 23-Jährige und betont, dass er vom Fußball nicht lassen kann. Vielleicht folgt ja auch noch ein Überraschungscomeback.