Der USC Paloma hat es geschafft: zum dritten Mal in der Vereinsgeschichte sind die Tauben ins Hamburger Pokalfinale eingezogen und greift am 25. Mai nach dem Titel und dem großen Geld. Entsprechend groß ist die Freude an der Brucknerstraße, nicht bei den Fans, sondern auch bei Marius Nitsch. Doch der Trainer weiß, dass seine Mannschaft noch ein paar Baustellen hat.
Tolle Leistung und ein langer Tag
Am Tag nach dem Halbfinal-Triumph war Nitsch hörbar glücklich, aber auch hörbar angeschlagen: „Es ging gestern doch noch etwas länger.“ Der USC Paloma genoss den Sieg über den ETSV und feierte am Montag entsprechend ausgelassen, ehe die Konzentration seit Dienstag wieder dem nächsten Spiel gegen Sasel gilt. „Die Mannschaft hat sich den Erfolg verdient“, so Nitsch: „Sie hat das umgesetzt, was wir wollten und dann noch den Zahn zulegen können.“ Und so freut man sich auf das Pokalfinale in wenigen Wochen, auch wenn es die wohl denkbar schwerste Aufgabe gibt, denn man muss gegen Titelverteidiger Teutonia 05 ran.
Aber auch da rechnet sich Nitsch mit seiner Mannschaft Chancen aus: „Teutonia ist natürlich der Favorit mit viel Erfahrung und den Erfolgen der letzten Jahre. Aber sie haben sich in dieser Pokalrunde schwergetan und da müssen wir ansetzen.“ Und in der Tat: seit der vierten Runde tut sich der Regionalligist schwer – sowohl dreimal gewann Teutonia mit Ach und Krach mit 1:0, im Achtelfinale musste man in Dassendorf ins Elfmeterschießen. Entsprechend ist der Optimismus bei Paloma da, nach Eintracht Norderstedt in Runde drei, auch den zweiten Regionalligisten zu schlagen.
Saison läuft nicht einfach zu Ende
Doch Nitsch hat noch einen zweiten Grund sich über das Pokalfinale zu freuen: „Unsere Saison plätschert nicht einfach nur zu Ende, sondern wir haben ein Ziel, was wir erreichen wollen und wo jeder von uns heiß darauf ist.“ Denn aktuell dümpelt der USC Paloma auf Platz sieben vor sich hin und wenn nicht irgendetwas völlig verrücktes oder überraschendes passiert, werden sich die Tauben zwischen Platz sechs und zehn einreihen.
Knackpunkte Auswärtsschwäche und mangelnde Chancenverwertung
Dass es nicht weiter nach oben geht, liegt an zwei Punkten. Zum einen punktet Paloma auswärts zu wenig. Der letzte Liga-Sieg auf fremdem Platz datiert von Ende September. Seitdem gab es vier Remis und vier Niederlagen, zu wenig für die Ansprüche des USC Paloma. Wobei Nitsch einschränkt: „Natürlich ist es zu wenig, was an Punkten rausspielt. Gerade in Rugenbergen oder Tornesch müssen wir punkten. Aber das heißt nicht, dass wir schlecht gespielt haben.“ Und damit kommen wir zu Punkt zwei: der mangelnden Chancenverwertung. „Wir haben in Tornesch 13:4 Torschüsse, verlieren aber 0:1. Wir haben beim HEBC vor allem in der zweiten Halbzeit einige Chancen, verlieren aber 0:2. Und so zieht sich das etwas durch die Saison, dass wir viel Aufwand betreiben, einige Gelegenheiten haben, aber nicht kaltschnäuzig genug sind“, so Nitsch, welcher damit auch einen Anhaltspunkt findet, was seine Mannschaft verbessern muss. Allerdings weist er darauf hin, dass wichtige Akteure teils längerfristig ausfallen: „Ein Soleiman Kazizada oder ein Tom Wohlers sind für zehn oder mehr Tore gut, aber auf beide müssen wir halt verzichten.
Viertbeste Defensive der Liga
Umso erfreulicher dürfte für den Übungsleiter sein, dass sich seine Mannschaft vor heimischer Kulisse stabilisiert hat. Nach Anlaufschwierigkeiten in die Saison, holte der USC Paloma in den letzten sieben Spielen 16 von möglichen 21 Zählern, verlor dabei nur im November gegen den ETSV (0:1). Das hat vor allem mit der Defensive zu tun. Mit 41 Gegentreffern ist der Taubenstall aktuell verriegelt, nur die Top-Teams Altona, Dassendorf und ETSV kassierten weniger Tore. Die Grundlage ist also gelegt, wie auch Nitsch erfreut feststellt.
Nitsch zufrieden – Freude für Moritz Niemann
Dennoch ist Marius Nitsch zufrieden, auch wenn man das von ihm selbst vorgegebene Saisonziel unter den ersten Sechs verpassen könnte: „Wir sind ja auch aus den letzten Jahren ein wenig verwöhnt“, bekennt Nitsch: „Es ist für uns weiter keine Selbstverständlichkeit, da oben mitzuspielen.“ Entsprechend schaut der 30-Jährige, der im Herbst seinen Vertrag vorzeitig um zwei Jahre verlängerte, optimistisch in die Zukunft: „Die Entwicklung der Mannschaft stimmt, die Richtung ist die Richtige!“
In der Zukunft wird sich Nitsch aber einen neuen „Capitano“ suchen müssen, denn Moritz Niemann geht bekanntlich von Bord und wechselt zu Eintracht Norderstedt. „Das ist für uns natürlich schade“, so der USC-Coach: „Aber für Moritz freut mich das ungemein. Er ist ja auch schon 28 und zu diesem Zeitpunkt noch den Sprung in die vierte Liga zu schaffen, ist großartig. Das hat er sich dank seiner Entwicklung aber auch verdient.“ Den Führungsspieler zu ersetzen wird für Paloma nicht einfach, doch Nitsch ist sich sicher, dass seine Mannschaft auch diesen Abgang kompensieren wird. Denn das hat sie in der Vergangenheit schon öfters getan. Bevor Niemann aber geht, soll gemeinsam der dritte Pokaltriumph der Vereinsgeschichte perfekt gemacht werden.