
Sechs harte Jahre hat der SC Vorwärts-Wacker Billstedt durchlaufen. Sechs Jahre harte Arbeit in der Landesliga liegen hinter dem Club. Im Sommer gelang die Rückkehr in die Oberliga und man war gekommen, um für Furore zu sorgen. Und für Furore hat man am Öjendorfer Weg gesorgt, wenn gleich man doch einige Male stolperte und Lehrgeld bezahlt hat. Doch das kalkuliere man ein, so Präsident Carsten Kober, welcher das erste halbe Jahr mit uns Revue passieren ließ.
Solider Saisonstart und schwacher September
Solide ist Vorwärts-Wacker in die Saison gestartet. Nach fünf Spielen standen zwei Siege und zwei Niederlagen auf dem Konto. Wobei die Niederlagen vielleicht nicht eingeplant, aber auch kein Beinbruch waren, wie Kober verrät: „Wir spielen halt zum Auftakt gegen Dassendorf und ETSV. Da sieht 1:4 und 1:9 natürlich übel aus. Aber wenn man dagegen hält, wer bei denen auf dem Platz steht und bei uns, dann ist es vermutlich das Normalste der Welt.“ Und ein 7:2 gegen Mitaufsteiger HSV III kann sich auch in Billstedt sehen lassen, quasi als Kontrastprogramm.
Dann folgte allerdings eine kleine Flaute. Nur ein Sieg gelang aus den folgenden fünf Spielen und ehe man sich versah, steckte der SCVW im Abstiegskampf. Und da kamen die Billstedter bis Hinrundenabschluss auch nicht mehr raus. Man hat sprichwörtlich Lehrgeld bezahlt. Doch die Rückrunde kann sich bisher sehen sahen lassen: Drei Siege, dazu ein Remis gegen den ETSV und nur eine Niederlage in Dassendorf haben Vorwärts-Wacker durchatmen lassen. Der Vorsprung auf Rang 15 beträgt bereits neun Punkte.

Junge Spieler dürfen Fehler machen
„Wir haben einen Lernprozess durchlaufen“, zieht Kober Bilanz aus den ersten 22 Spielen: „Man darf nicht vergessen, dass wir eine sehr junge Mannschaft haben. Wir haben viele Spieler dabei, die ihre ersten Schritte in der Oberliga gehen.“ Und diese Spieler sollen sich entwickeln: „Sie sollen auch Fehler machen dürfen. Nur aus diesen lernen sie.“ Dies tun sie, auch auf neuralgischen Positionen: Mit dem Duo Vincent Schick/Sebastian Majewski schickt Billstedt die jüngsten Torhüter der Liga ins Feld, die Innenverteidigung besteht praktisch nur aus U21-Spielern und auch offensiv sorgen vor allem Philip Stefaniuk und Marvin Wiedemann für Furore. Dies macht sich auch in der Bilanz bemerkbar: während die Defensive hier und da wackelt, gehört die Offensive mit 49 Treffen klar in die obere Hälfte der Liga.
Nun stimmen auch die Ergebnisse. „Das Trainerteam und auch die Spieler haben die richtigen Schlüsse gezogen“, freut sich Kober und ist gespannt auf die weitere Entwicklung der jungen Mannschaft.
Claus wieder ohne Doppelbelastung
Ein wichtiger Faktor ist für die Billstedter ist dabei, dass sich Stürmer Ian Prescott Claus wieder voll auf die Oberliga konzentrieren kann. Der 32-Jährige spielte in der Hallenfußball-Liga Baller League mit, hatte -neben Beruf und Familie- eine Doppelbelastung mit Ball zu verkraften. „Das geht an dem Jungen natürlich nicht spurlos vorüber“, meint Kober, ist aber froh, dass der Torjäger (15 Treffer) wieder in Form ist: „Ian kann uns nur helfen. Und er tut eine Menge dafür, dass er die Hilfe ist. Nicht nur mit seinen beiden Freistoß-Toren zuletzt.“ Mit diesen beiden Standards leitete der Stürmer den Sieg beim HSV III ein und sicherte das Remis gegen den ETSV.
Vielleicht ist Claus, der in jüngeren Jahren gerne mal als „Enfant Terrible“ verschrien wurde, ein Sinnbild für den Charakter der Billstedter Mannschaft. „Die Mannschaft will immer besser werden“, ist Carsten Kober zufrieden: „Unser Trainer Ümit Taytanli kann bei jedem Training aus dem Vollen schöpfen. Selbst jetzt im Winter, wo wir sehr eingeschränkt waren, haben die Jungs mitgezogen.“

Noch nichts entschieden – Freude auf einen spannenden Samstag
Und das ist aus Billstedter Sicht auch gut so. Das Polster ist zwar da, ausruhen sollte man sich darauf aber nicht. Will man auch nicht, wie Kober betont: „Wir wissen, was in der 3. Liga und in der Regionalliga los ist. Da kann es schnell passieren, dass zwei, ja sogar drei Hamburger Mannschaften absteigen. Und dann musst du schauen, dass du nicht doch auch auf Platz 14 runter musst.“ Entsprechend ist die Motivation da – das Ziel soll es sein, möglichst frühzeitig den Klassenerhalt sicher zu machen.
Drei Punkte am kommenden Samstag wären da sicher schön, doch mit Altona 93 kommt der Tabellenführer an den Öjendorfer Weg. Doch Angst hat man vor dem Primus nicht, die Vorfreude überwiegt: „Wir haben Jahre darauf gewartet, dass wir wieder gegen diese Teams spielen dürfen. Umso mehr freuen wir uns darauf.“ Zumal ein „Double-Header“ wartet: denn direkt vor der Liga-Mannschaft spielt die A-Jugend in der Regionalliga gegen den JFV Lübeck. Für einen stimmungsvollen Nachmittag in Billstedt ist also gesorgt.