Es war kein Spiel für schwache Nerven, am Ende hatte der SC Victoria dann die etwas besseren. Dank eines Traumtores von Timo Stegmann siegte „Vicky“ bei Schlusslicht Union Tornesch mit 3:2 (2:1). Doch nach dem Spiel waren beide Trainer nicht zufrieden mit dem Spiel.
Müder Start und dann richtig Feuer
Doch von Beginn an: „Vicky“ übernahm die Spielkontrolle, während Tornesch versuchte, aus einer kompakten Defensive schnell in den Angriff zu kommen. Doch weitestgehend neutralisierten sich beide Teams im Mittelfeld. Die ersten Annäherungsversuche waren folglich auch Fernschüsse, die mehr oder weniger weit an den Kästen vorbeigingen. Dies änderte sich dann nach etwa 20 Minuten und den Anfang machten die Gastgeber. Dohrn setzte sich im Eins gegen Eins gegen Schuhmann durch, scheiterte dann aber an SCV-Keeper Rabe. Auf der Gegenseite lag der Ball dann im Netz, allerdings stand Timo Stegmann beim entscheidenden Pass im Abseits (26.). Eben jener Stegmann scheiterte Minuten später freistehend an von Velde im Union-Tor. Die anschließender Ecke brachte dann aber die nicht unverdiente „Vicky“-Führung durch Yannick Siemsen, der zum 1:0 traf (31.). Die Freude bei den Gelb-Blauen sollte aber nicht einmal zwei Zeigerumdrehungen halten: einen kapitalen Schnitzer auf der linken Abwehrseite von „Vicky“ nutzte Tornesch geschickt. Meyer entwischte, ließ Keeper Rabe aussteigen und legte uneigennützig quer auf Morris von Winckelmann. Dieser schob lässig zum Ausgleich ein (33.). Und hätte dann sogar nachlegen können: nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld setzte er sich gegen Schuhmann durch, brachte aber nur einen harmlosen Lupfer zustande. „Vicky“ schüttelte sich in der Folge und übernahm die Kontrolle. Erneut war es eine Ecke, welche für die erneute Führung sorgte. Unter gütiger Mithilfe von Keeper von Velde war es Felix Schuhmann, der per Kopf zum 2:1 traf (42.). Und es hätte vor der Pause sogar noch ein Tor geben können: Ein Kopfball von Siemsen landet am Pfosten, der anschließende Stegmann-Nachschuss wurde von Knottnerus geblockt. Nach der anschließenden Ecke landete der Ball wieder im Tornescher Netz, doch nach Beratung mit seinem Assistenten nahm Schiedsrichter Florian Pötter den Treffer wegen einer Abseitsstellung zurück.
Rote Karte bringt die Wende
Nach dem Pausentee stellte der SC Victoria dann das Fußballspielen ein. Mit der Führung im Rücken überließ die Ebbers-Elf dem Gegner das Feld. Zunächst wusste Union wenig damit anzufangen. Außer zwei Fernschüssen von Lüneburg (55.) und Moritz (58.) kam keine Torgefahr auf. Doch dann spielte Moritz einen Pass in den Lauf von Björn Dohrn. Dieser schüttelte einen Verteidiger aber, ließ Rabe aussteigen und traf zum verdienten 2:2 (62.). „Vicky“ reagierte, brachte mit Ian Prescott Claus und Magnus Hartwig zwei neue Leute für die Offensive. Doch für Claus war die Partie nur vier Minuten nach seiner Einwechslung beendet. Der Torjäger leistete sich ein Nachtreten gegen von Velde und wurde daraufhin von Schiedsrichter Pötter völlig zurecht zum Duschen geschickt (71.). Ein Bärendienst von Claus, doch seiner Mannschaft tat die Unzahl gut. Victoria übernahm wieder die Initiative und näherte sich dem Kasten an. Die ersten Flanken fanden keinen Abnehmen, doch dann stieg Siemsen mal wieder am Höchsten, doch seinen Kopfball tippte von Velde noch über sein Gehäuse. Die daraus resultierende Ecke wurde abgewehrt, doch Tim Stegmann nahm den Ball auf und nagelte diesen aus 25 Metern ins Kreuzeck. 3:2 für „Vicky“ glücklich, aber nicht unbedingt unverdient. Die Unioner, die sich zuvor hatten hinten reindrücken lassen, waren nun stehend k.o. und konnten nicht mehr nachlegen. Zu allem Überfluss verloren sie Kapitän Fabian Tiedemann noch mit der Ampelkarte (86.). Den Rest der Spielzeit brachte der SC Victoria über die Zeit und springt dank des Sieges auf den zweiten Tabellenplatz.
Der Eine nicht zufrieden, der Andere stocksauer
Von Zufriedenheit war bei SCV-Coach Marius Ebbers nach dem Spiel nichts zu merken: „Kann man Arbeitssieg potenzieren? Die erste Halbzeit war größtenteils in Ordnung. Die ersten 30 bis 35 Minuten der zweiten Halbzeit sind für mich unerklärlich. Das muss mir einer erklären, wie so eine Leistung zu Stande kommen kann. Dann hat uns die Rote Karte gut getan. Wir haben danach wieder angefangen zu spielen. Für „Stegi“ freue ich mich, dass er bei seinem Startelf-Comeback so ein Ding raus haut. Aber über das Spiel selbst und den Sieg kann ich mich nicht richtig freuen.“
Richtig angefressen war sein Gegenüber, Thorben Reibe: „Unser Gameplan ist lange aufgegangen. Wir haben gut dagegen gehalten, uns dann aber um den Lohn gebracht. Wir kassieren drei Tore nach Eckbällen, bei denen wir einfach besser agieren müssen. Gegen so einen Knaller machst du nichts, aber wir müssen vorher verhindern, dass der zweite Ball so einfach hergeschenkt wird. So etwas verfolgt uns schon die ganze Saison. Das ist mir manchmal unerklärlich!“
Für „Vicky“ geht es am kommenden Freitag mit einem Heimspiel gegen Aufsteiger Lohbrügge weiter. Tornesch muss zeitgleich zu Hamm United. Sofern es denn weitergeht, denn im Kreis Pinneberg ist bereits am Montag ein normales Training untersagt. „Wir trainieren dann wieder mit zehn Mann“, so Reibe dazu: „Wir gehen davon aus, dass wir Freitag spielen müssen. Aber schauen wir mal.“