Für BU könnte die Vorbereitungszeit sehr kurz ausfallen. Der Oberliga-Dritte der abgebrochenen Saison ist noch im Verbandspokal gefordert – zumindest, wenn es nach den Plänen des Hamburger Fußballverbandes (HFV) geht. Das Viertelfinale ist für das Wochenende 8./9. August angedacht. Es würde zum TSV Sasel gehen… wenn denn überhaupt gespielt werden kann, denn bis zum 31. August gelten noch verschärfte Bedingungen des Hamburger Senat.
Haimerl steigt auf
Für Barmbeks neuen Coach Jan Haimerl ist das alles noch nicht in Stein gemeißelt. Der 37-Jährige steigt von der 2. Mannschaft auf und nimmt auf dem Oberliga-Trainerstuhl an der Dieselstraße Platz. Bei OBERLIGA.info sprach der Cheftrainer des Hamburger SV Barmbek-Uhlenhorst über seine neue Aufgabe, Corona und die neue Saison.
OBERLIGA.info: Hallo Jan, wie ist die Lage bei euch aktuell und wie sehen die Planungen aus?
Jan Haimerl: Wir haben natürlich Planungen, aber ob sie auch gehalten werden können, ist noch fraglich. Wir starten in der kommenden Woche in die Vorbereitung und dann schauen wir, wie sich alles in den nächsten Wochen entwickelt. Wir sind froh, dass es endlich wieder los geht.
„Ich kenne eben auch fast alles dort“
OBERLIGA.info: Du bist neu in der Oberliga. Wie kam es dazu?
Jan Haimerl: Da Marco Stier seinen Rücktritt bekanntgab und der Verein sich Gedanken machen musste, hat man sicherlich extern geschaut, aber auch intern. Der Verein kam auf mich zu und für mich war das bis dahin gar kein Thema. Ich hatte auch mit Marco eine vernünftige, loyale und ehrliche Zusammenarbeit. Zu dem Zeitpunkt stand ich mit der zweiten Mannschaft auf Rang sechs und im Pokalhalbfinale, war direkt in der Planung für die neue Saison. In den vergangenen Jahren gab es immer Mal wieder Anfragen aus der Oberliga. Ich bin jetzt seit zehn Jahren im Verein und kenne eben auch fast alles dort. Der Verein hat sich dann nach Gesprächen für mich und mein Trainerteam entschieden und so dürfen wir ab der kommenden Saison unsere Ligamannschaft trainieren und betreuen.
OBERLIGA.info: Was bringst du für die neue Aufgabe mit?
Jan Haimerl: Große Fußstapfen auf dem Platz habe ich in Hamburg nicht hinterlassen. Ich komme aus Niedersachsen und habe dort überwiegend in der Bezirks- und Landesliga gespielt. Beim VfV Hildesheim habe ich als A-Jugendspieler regelmäßig in der Oberliga-Mannschaft mittrainiert. Tuchel oder Mourinho haben aber auch nie wirklich hochgespielt (lacht).
„Da bin ich erst einmal skeptisch“
OBERLIGA.info: Ihr seid noch im Pokal vertreten. Wie denkst du darüber, dass der Verband die Spiele vor dem 31. August durchziehen möchte?
Jan Haimerl: Da bin ich erst einmal skeptisch. Es gibt aktuell keine weiteren Lockerungen und es wäre ja schön, dass man wenigstens im Vorweg Elf gegen Elf im Training oder Testspiele bestreiten kann. Die Mannschaften haben jetzt vier Monate nicht normal trainiert oder geschweige denn gespielt. Da hat kein Team einen Rhythmus.
OBERLIGA.info: Was erwartest du von deiner Mannschaft?
Jan Haimerl: Trainiert haben wir noch nicht gemeinsam. Ich kenne alle Spieler und einige Spieler der Oberliga-Mannschaft haben auch schon in der Zweiten bei mir gespielt. Platz drei noch einmal zu erreichen ist eine gewisse Hürde, wobei noch niemand weiß, wo er steht und wie am Ende der Kader wirklich aussieht. Ich stehe mit den Spielern im ständigen Austausch, aber wir wollen zu den Top-Teams der Oberliga Hamburg gehören. Eine gewisse Erwartungshaltung nach zwei klasse Platzierungen mit Rang sechs und drei ist sicherlich da, aber unter Berücksichtigung der Abgänge, insbesondere von Tim Jeske oder Abdel Hathat, muss man diesen Qualitätsverlust erst einmal auffangen. Es wird sicherlich etwas dauern. Der Anspruch von BU muss schon sein, immer mindestens um die Plätze sechs bis neun dabei zu spielen. Klar fällt Teutonia raus, aber man hat mit Dassendorf, Sasel, Vicky, Niendorf, dem HSV III, Osdorf, Concordia und dazu Curslack Mannschaften, die ihre Ansprüche stellen.
OBERLIGA.info: Was ist der genaue Stand bei euren Neuzugängen?
Jan Haimerl: Mit Lukas Benner aus Todesfelde, Pascal El Nemr von Concordia Hamburg, Kevin Ferchen aus Eutin und Marius Wilms von Süderelbe haben wir vier externe Neuzugänge. Dazu kommen mit Jonas Wesemann und Louis Rytina zwei Jungs aus meiner bisherigen 2. Mannschaft, denen ich den Sprung in die Oberliga zutrauen. Mit Moritz Erichsen kommt zudem endlich wieder ein Spieler aus der eigenen A-Jugend in den Oberligakader hoch, der aber auch schon Einsätze in der Herren-Oberliga hatte.
„Die Regionalliga ist wirtschaftlich kein Zuckerschlecken“
OBERLIGA.info: Ist die Regionalliga irgendwann für BU ein Thema?
Jan Haimerl: Basis ist immer der sportliche Erfolg. Ob ich als Sechster der Oberliga Hamburg für die Regionalliga melden muss, darf sich jeder Verein selbst beantworten. Wir dürfen bei alldem nicht vergessen, dass es wirtschaftlich kein Zuckerschlecken ist. Natürlich ist es toll, wenn namhafte Vereine aus dem ganzen Norden kommen, aber hat man dadurch 300 Zuschauer mehr? Als Aufsteiger verlierst du erst einmal mehr Spiele, als du gewinnst. Und es ist ein Riesen Spagat für den Verein. Wir wissen nicht, was in drei Jahren ist. In naher Zukunft ist die Regionalliga nicht angedacht. Das war auch gar kein Thema in den Gesprächen.
OBERLIGA.info: Wie siehst du der neuen Saison entgegen und was hältst du von den Plänen des Verbandes?
Jan Haimerl: Das ist immer eine Frage der Staffelgröße. Das Beispiel, was man in der Regionalliga Nord oder auch in Schleswig-Holstein geht, ist für Hamburg vielleicht nicht die optimale Lösung. Zwei Staffeln? Ich weiß nicht. Wir haben in Hamburg alles viel enger beieinander und man könnte Spiele unter der Woche austragen. BU gegen Paloma oder Curslack gegen Dassendorf wären beispielsweise solche Partien, die man locker auf einem Mittwochabend austragen könnte. Das ist sicherlich anders, wenn du von Rehden nach Flensburg fahren musst. Ich hoffe, dass wir eine 19er Staffel hinbekommen.
OBERLIGA.info: Danke für das Interview und viel Erfolg beim Trainingsauftakt.