19 Spieltage sind in den Büchern und der von vielen Trainern genannte Favorit führt die Tabelle. TuS Dassendorf steht an der Spitze, hat derzeit vier Punkte Vorsprung auf Altona 93. Allerdings hat der AFC noch ein Spiel in der Hinterhand. Grund genug, bei „Dasse“-Trainer Thomas Seeliger zu fragen, wie er seine erste Halbserie erlebt hat.
Bester Sturm, zweitbeste Abwehr
Rein statistisch dürfte Seeliger nur wenig zu meckern haben. Dassendorf gewann 13 seiner 19 Spiele, erzielte mit 56 Treffern die meisten in Oberliga Hamburg und steht mit 20 Gegentreffern auch defensiv sehr gut da. Dass man sich nicht noch weiter absetzen konnte, hat sicherlich damit zu tun, dass Altona als Verfolger ebenfalls eine sehr stabile Saison spielt. Im Pokal marschierte Dassendorf ins Achtelfinale, verpasste dort denkbar knapp im Elfmeterschießen die Überraschung gegen Teutonia 05. Man kann also mit Fug und Recht sagen, dass Dassendorf eine gute Saison spielt – wenn auch mit kleinen Schönheitsfehlern.
Zu wenig effektiv, zu viele Großchancen für den Gegner
Und Thomas Seeliger führt dazu, mit leichtem Augenzwinkern, an: „Als Trainer ist man nie zufrieden.“ Und legt dann auch die Finger in die kleinen Wunden: „Manchmal machen wir aus unseren Chancen zu wenig. Und gleichzeitig lassen wir oft zu viele Großchancen, aus denen der Gegner dann sehr viel macht.“ Als Beispiel führt der Cheftrainer das Spiel gegen den USC Paloma an (1:1): „Wir haben vorne mehr als genug Gelegenheiten, mehr als einen Treffer zu erzielen. Gleichzeitig kommt Paloma einmal vor das Tor, hat aber die Hundertprozentige und macht diese. Da müssen wir uns viel cleverer anstellen.“ Und so habe man sich auch die zwei Saisonniederlagen gegen Türkiye und in Buchholz selbst zuzuschreiben.
Dass Dassendorf zu Hause vergleichsweise viele Punkte liegen lässt, ficht Seeliger hingegen nicht an: „Wo wir die Punkte am Ende holen, ist egal mir persönlich egal. Aber natürlich ist unsere Bilanz ausbaufähig.“ Nur fünf Siege feierte der TuS am heimischen Wendelweg, satte acht Erfolge gab es bis dato auf fremdem Platz. So ist Dassendorf mit Abstand das beste Auswärtsteam der Liga.
Gesamtentwicklung positiv
Insgesamt sind die Kritikpunkte des Trainers verhältnismäßig klein. Und als Tabellenführer will Seeliger natürlich auf das Positive blicken. Seine Mannschaft setze viel von seinen Spielideen um, meint der 57-Jährige und zeige vor allem offensiv, welche Qualität in ihr stecke. Erfreulich ist auch, dass man in dieser Spielzeit einen teilweisen Ausfall von Martin Harnik sehr gut wegstecken konnte. Zwar ist der ehemalige Nationalspieler Österreichs mit 13 Treffern torgefährlichster Angreifer im Dassendorfer Trikot, doch insgesamt verteilen sich die 56 Tore doch sehr viel gleichmäßiger als in der letzten Saison. So hat auch Sven Möller bereits zehn Treffer auf dem Konto, Mattia Maggio und Kristof Kurczynski sind mit neun bzw. sieben Treffern in den Top-25 der Oberliga-Torschützen zu finden. „Mölli, Mattia und Kristof machen das sehr gut“, findet auch Seeliger. Gerade Möller, mittlerweile 33 Jahre alt, welcher in der letzten Saison verletzungsbedingt nur neun Partien machte, erlebt aktuell seinen zweiten Frühling und ist eine wichtige Stütze der Dassendorfer Mannschaft.
Kaum Verletzungen
Was Seeliger ebenfalls freut: in dieser Spielzeit bleiben, glücklicherweise, die ganz großen Verletzungen aus. Waren im letzten Jahr für Jordan Brown, den bereits erwähnten Möller oder auch Maximilian Dittrich, welcher seit Saisonbeginn 2021 ganze acht Spiele gemacht hatte, langfristig raus, so kann der Trainer aktuell aus dem Vollen schöpfen. Ein Luxusproblem, wie auch Thomas Seeliger bekennt: „Die Jungs pushen sich so gegenseitig, was sehr gut ist.“ Aus diesem Grund ist er sich sicher, dass auch im Winter nichts am Kader passieren wird und Dassendorf mit seinen 22 Mann weiterspielen wird.
Liga zusammengerückt
So geht es für TuS Dassendorf in den Saisonendspurt. Zwei Spiele sind es noch bis zur Winterpause und dabei hat der Tabellenführer kein einfaches Programm. Am kommenden Sonntag geht es nach Sasel, zum Jahresabschluss kommen die Alsterbrüder an den Wendelweg. Wobei: ein einfaches Programm gibt es eigentlich nicht mehr. „Die Liga ist ungemein zusammengerückt, die Dichte ist unglaublich hoch“, meint Seeliger. „Mit 70, 80 Prozent gewinnst du kein Spiel. Du musst gegen jede Mannschaft Vollgas geben. Und das ist für die gesamte Liga eine tolle Entwicklung.“ Und doch: das Saisonziel bleibt. Am Ende will Seeliger mit seiner Mannschaft die Meisterschale zurück an den Wendelweg holen.