Etwas schwierige 20 Spieltage liegen hinter dem Niendorfer TSV. Der NTSV konnte zumeist mit ganz vorne nicht Schritt halten, musste einige ärgerliche Niederlagen hinnehmen und schied auch im Pokal früh aus. Doch Platz sechs bedeuten noch immer das obere Drittel. Wir sprachen mit dem dienstältesten Trainer der Oberliga Hamburg über die laufende Spielzeit, die Probleme und Lichtblicke in dieser und die eigenen Ansprüche.
Auf und Ab – die Stabilität fehlt
Die Saison ist bisher ein einziges Auf und Ab für die Niendorfer. Nach 20 Spielen stehen zehn Siege, aber auch schon sieben Niederlagen zu Buche. Vor allem zu Hause zu Hause läuft es nicht rund – von elf Heimspielen gewann der NTSV nur sechs. Das macht aktuell, unter Berücksichtigung der unterschiedlichen Zahlen an Spielen auf eigenem Grund, einen Mittelfeldplatz in der Heimtabelle aus. Allerdings ist der NTSV seit Anfang Oktober am Sachsenweg ungeschlagen. Dennoch: für Trainer Ali Farhadi ist zu wenig: „Wir haben gute Spiele dabei, aber wir haben auch Spiele wie gegen Süderelbe oder zuletzt gegen Türkiye dabei, wo wir unnötig Punkte abgeben. Und wir uns ein stückweit -ohne das böse zu meinen- dem Niveau des Gegners anpassen.“
Jugend forscht
Allerdings ist dies auch den Umständen geschuldet, denn Farhadi musste neben einem kleineren Umbruch auch eine Verletzungen „moderieren“. Keeper Tobias Grubba ist erst seit Anfang Oktober wieder fit, Kapitän Fynn Huneke und Regisseur Linus Meyer fehlen verletzungsbedingt seit September, absolvierten in der Zwischenzeit nur drei bzw. vier Spiele. Auch Ante Kutschke fehlt seit Wochen, dazu ist Björn Dohrn gerade erst wieder zurück.
Im Umkehrschluss: der zweite Anzug musste ran und der besteht zumeist aus jungen, unerfahrenen Spielern. So kommen die jungen auf viel Einsatzzeit. Stephan Wemakor (20 Jahre) und Eigengewächs Brandolf Duah (19) kommen sogar mit auf die meiste Einsatzzeit im Niendorfer Kader. „Das ist natürlich toll, dass wir diese Spieler haben“, ist Farhadi froh: „Und wir geben auch den Spielern, die noch A-Jugend spielen, die Chance sich zu zeigen.“ Aber: „Wir haben hier und da auch bitteres Lehrgeld gezahlt.
Hohe Ansprüche
Denn die Ansprüche, dass gibt der 49-Jährige unumwunden zu, sind am Sachsenweg nach der Vizemeisterschaft 2022 und durchgehend Platzierungen im oberen Drittel hoch. „Wir wollen immer vorne mitspielen“, sagt Farhadi selbstbewusst und beim Blick auf den Kader, weiß man warum. Denn die erste Elf genügt definitiv höheren Oberliga-Ansprüchen und wird durch die jungen Wilden ergänzt. Dass dies mit der stärkeren Konkurrenz kein Selbstläufer ist oder wird, war dem Trainer von vornherein klar: „Was Dassendorf, der ETSV oder Altona im Kader stehen haben, ist schon allerhand.“
„Ist doch geil“
Dass bei diesen drei Teams plus Absteiger Eimsbütteler TV die Ansprüche genauso hoch, wenn nicht höher sind, als bei Niendorf, ficht das Oberliga-Urgestein nicht an – im Gegenteil. „Diese Situation ist doch geil“, bekennt Farhadi: „Du hast drei Teams, welche in die Regionalliga wollen, dazu Dassendorf, ein richtig starkes Paloma. Das ist doch Werbung für die Hamburger Oberliga!“ Das mache die Liga interessant – für die eigenen Talente, aber auch für Spieler, die in Nachwuchsleistungszentren nicht den Sprung ins Profiteam schaffen und in Hamburg ideal Beruf oder Studium mit Oberliga-Fußball kombinieren können. Und dass die Liga ungemein ausgeglichen ist, sei ein zusätzliches Merkmal: „Die Saison hat es gezeigt: du kannst dir keine schwachen Tage erlauben.“
Attacke und endlich mal Pokal-Erfolge
Ali Farhadi wäre nicht Ali Farhadi, wenn er nicht für den Rest der Saison klare Ziele hätten. „Wir haben vor der Saison Platz fünf als Ziel ausgegeben“, so der NTSV-Übungsleiter: „Und das können wir immer noch erreichen. Das wird schwer, aber unmöglich ist es nicht.“ Dabei helfen soll die mannschaftliche Geschlossenheit: „Seit Jahren hat sich unser Gefüge entwickelt, aber was sich in den letzten 18 Monaten nochmal an Teamspirit entwickelt hat, ist sensationell!“
Einzig mit dem Pokal steht der Niendorfer TSV auf Kriegsfuß. „Farhadi und Pokal – wir werden keine Freunde mehr“, scherzt der 49-Jährige: „Aber im Ernst: das war bisher auch aufgrund der Auslosungen keine große Erfolgsgeschichte.“ Seit dem Finale 2018 (damals 0:2 gegen Dassendorf) schied der NTSV immer im Achtelfinale oder früher aus. Natürlich war auch etwas Lospech dabei (bei den fünf letzten Ausgaben traf man zweimal auf Norderstedt und einmal auf Teutonia), aber man hat Pokalchancen unnötig liegen lassen. Man hofft auf Besserung in der Zukunft, vielleicht schon 2025/26.